my   happymoments
 
 


ich will weg ich will raus ich will wünsch mir was kommt mit uns ins Abenteuerland

unser blog

Jetzt geht es endlich los, wir starten unsere Reise nach Lateinamerika. Und wir laden euch ein uns auf unserer Reise zu begleiten. 

In unserem Block könnt ihr (hoffentlich) wöchentlich unsere 'Tops' und 'Flops' der Woche nachlesen. Unter 'happymoments' findet ihr die Erfahrungen, die für uns in dieser Woche am Schönsten waren und unter 'miserymoments' erfahrt ihr, was nicht so gut geklappt hat.

Costa Rica

Nachdem wir uns in Liberia (Costa Rica) nochmals verabschiedet hatten, kam Bettina 9 Stunden, drei Busse, ein Taxi und eine Fähre später endlich im Zopilote Surfcamp auf der Nicoya-Halbinsel an. Für die nächsten zwei Wochen wohnte sie mit zwei Schweizern in einem der vier liebevoll eingerichteten Bungalows, diesmal sogar mit Klimaanlage.
Fast jeden Morgen ab 6.30 Uhr wurden die Surfbretter gewachst und über den von der Regenzeit schlammigen Weg zum wunderschönen Playa Hermosa getragen. Mal mehr mal weniger erfolgreich surfte Bettina meist zwei Mal am Tag mit zwei anderen Gästen des Camps.
Nach der ersten Surfsession des Tages wartete ein leckeres Frühstück auf alle und schon jetzt begann man fleißig zu schwitzen. Der restliche Tag verlief eher entspannt, bis man sich zum Sonnenuntergang nochmal im Wasser abmühte. Die Tage endeten mit einem reichhaltigen, von einem einheimischen Koch zubereiteten Essen und vielen Runden gemeinsamen Kartenspielens.
Um die Tage nicht nur im Camp zu verbringen, beschlossen Bettina und die anderen Gäste bei schlechten Wellenbedingungen eine Quadtour zu machen. Nach dem Frühstück ging es los: rauf und runter, durch Flüsse, Matsch und Schlaglöcher bis nach Montezuma. Montezuma wird als kleines Hippiedorf bezeichnet, es gibt viele Schmuckverkäufer, kleine Restaurants und einen schönen Strand. Nachdem sie zu Mittag gegessen hatten sind sie die Wasserfälle in der Nähe raufgeklettert. Oben angekommen (ja, es war der falsche Weg, es gab einen wesentlich einfacheren über Stufen) erfrischten sie sich im kühlen Wasser und zwei Mutige der Gruppe, darunter Bettina, sprangen einen 12 m hohen Wasserfall in die Tiefe.
Um die Quads richtig auszunutzen düsten Bettina, Raffael und Carlos früh am nächsten Morgen über den Strand von Manzanillo.
Die zwei Wochen waren schnell vorbei und so ging es Donnerstags für Bettina und Raffael mit dem Bus Richtung Süden zum Manuel Antonio Nationalpark. Auf eigene Faust ohne Guide besichtigten sie den Park und konnten diverse Affen, Faultiere, Iguanas, Vögel, Papageien und Agutis (Nagetiere) bestaunen. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Uvita ging es für die letzten vier Nächte noch weiter südlich auf die Osa-Halbinsel. Dort erkundeten sie die Insel mit dem Fahrrad (ja, man verlernt Fahrrad fahren auch nach 8 Monaten nicht), machten eine Biolumineszenz-Kajaktour, die leider nicht so spektakulär wie erwartet war und staunten über die vielen Papageien, die in Scharen paarweise über den Himmel zogen.
Das Highlight der letzten Tage war eine geführte Jeeptour die Nähe des Corcovado Nationalparks. Schon auf der zweistündigen Fahrt nach Carate sahen sie vier verschiedene Affenarten, ein Faultier, ein Jaguarundi (Katzenart), Vögel, Tucane und vieles mehr. In Carate angekommen wanderten sie noch drei Stunden durch den Tropenwald und am Strand entlang. Hier trafen wir sogar auf drei illegale Goldgräber, ob sie was gefunden haben wissen wir nicht - abgegeben haben sie uns leider nichts. Dort entdeckten sie einige Nasenbären, einen Ameisenbär, eine Schlange und viele ausgeraubte Schildkrötennester.
Donnerstags drauf verabschiedeten sich die beiden und Bettina flog mit einer kleinen Propellermaschine zu Sisi nach San Jose.
Jetzt sitzen wir mit gemischten Gefühlen in unserem letzten Hostel, warten auf unseren Rückflug nach Deutschland und schreiben unseren letzten Blogeintrag. Einerseits sind wir traurig, dass unsere Reise nun zu Ende ist, andererseits freuen wir uns euch alle wieder zu sehen.

27.Okotber '23


Sisi in Kolumbien die 2.

Angekommen in Costa Rica trennten wir uns erneut und Sisi flog ein zweites Mal nach Kolumbien um ihre Abenteuerreise im Van mit Camilo fortzusetzen und dabei ein bisschen Geld zu sparen.
Fast drei Wochen verbrachte sie in der Gegend in und um Bogotá, um der schwülen Hitze und den zahlreichen Mücken für eine Weile zu entkommen.
Da durfte ein Besuch des bekannten Goldmuseums in der Hauptstadt Kolumbiens natürlich nicht fehlen. In Echt war es dann ein bisschen kleiner als erwartet. Und um sich ein Bild von einer der größten Städte der Welt zu machen fuhren sie mit der Standseilbahn auf den über 3.000m hohen Berg 'Monserrate' am südöstlichen Rand der Stadt. Das gesamte Ausmaß konnte man jedoch nicht mal von dort oben erfassen.
Der geplante Ausflug zum Fluss der fünf Farben 'Cano Cristales' klappte leider nicht, deshalb ging es von Örtchen zu Örtchen und Lagune zu Lagune. In Guatavita verbrachten sie einige Tage am See, besuchten das Dorf und die in der Nähe gelegene Lagune und dann eines Abends passierte es plötzlich. Die Gasflasche war leer. Und eine chilenische Gasflasche in Kolumbien aufzufüllen, stellte sich gar nicht so einfach heraus. Nach einigen Tagen der Suche nach Gas, einem Adapter, einem Bastler für einen passenden Adapter und Warten konnten sie sich aber endlich über ein Universalverbindungsstück freuen. Aber schon das nächste Problem kam um die Ecke – es war wieder Wochenende und Gas nur schwer zu bekommen. Ein Vorteil daran: Kochen im Van nicht möglich. Schlussfolgerung: Mittagsmenüs in den vielen lokalen Restaurants testen. Die Menüs bestehen immer aus einer Suppe, einem Hauptgericht und einem Getränk und sind meist die günstigste Option der Karte. Vor allem die Suppen können die Kolumbianer richtig gut, nur was man auf keinen Fall vergessen darf: Koriander abbestellen. Was Sisi dann diesmal endlich schaffte zu probieren waren Obleas und ein Panelagetränk. Obleas sind süße Oblaten, die man mit Zutaten seiner Wahl füllen kann. Der Klassiker ist gefüllt mit Arequipe (Karamellcreme), Sahne und Marmelade. Panela ist Zuckerrohrsaft, der verkocht und zu Blöcken gegossen wird. Es wird danach wieder mit Wasser aufgelöst und entweder warm oder kalt als Getränk serviert.
Am Tag der Sonnenfinsternis hatten die beiden Glück zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und konnten durch die Wolkendecke und die Kamera des Handys einen Blick auf das Spektakel erhaschen.
Die drei Wochen vergingen wie im Flug und schon war Sisi wieder in Costa Rica und traf Bettina in San Jose, dem Ort, den man in Costa Rica unserer Meinung nach wahrscheinlich am wenigsten gesehen haben muss.

27.Oktober '23

El Salvador - Nicaragua

Spät abends erreichte Bettina El Salvador und schlief erst mal eine Nacht in der Nähe des Flughafens, um nicht in der Dunkelheit mit dem Taxi fahren zu müssen. Bisher waren wir manchmal vielleicht ein bisschen übervorsichtig, was solche Sachen anbelangt, jedoch ist uns in den letzten 6 Monaten auch noch nichts passiert und wir haben keine negativen Erfahrungen gemacht. Dafür haben wir gleich mal auf Holz geklopft.
Da das nächste Hostel auch nicht Bettinas Vorstellungen entsprach, weil es nicht in Strandnähe lag und nur drei weitere Gäste beherbergte, fand sie nach langer Suche das 'Horizonte Surfcamp' in El Zonte, was uns beiden noch sehr ans Herz wachsen sollte. Zum zweiten Mal nach Lobitos haben wir uns dort wie zu Hause gefühlt.
Bereits in der zweiten Nacht wurde Bettina unsanft daran erinnert, dass im Moment eigentlich Regensaison ist. Starkregen und extreme Gezeiten aufgrund des Supermondes richteten erheblichen Schaden am Strand von El Zonte an. Von da an gewitterte es fast jede Nacht und nicht nur einmal wurde Bettinas Bett nass, weil ein Fenster dem starken Wind nicht standhalten konnte und mit einem ohrenbetäubenden Krach zerbrach. Darauf folgten nächtliche Rettungsaktionen des Dorms, um die noch verbliebenen trockenen Sachen in Sicherheit zu bringen und das Fenster notdürftig zu verschließen.
Im Dorm wurde Bettina herzlich empfangen und sie fühlte sich sogleich so wohl, dass klar war, dass auch Sisi sich das Ganze mal anschauen musste.
Eine Woche später kam Sisi in dem Surfhostel an, das von dem sehr netten Japaner Saburo betrieben wird, und von einem schüchternen Hund und einem frauenfeindlichen Papagei namens Lulu regiert wird. Das Dorm war schon voll, deshalb konnte Sisi zum ersten Mal auf der Reise die Vorzüge eines Einzelzimmers genießen – und das zum selben Preis.
Die Tage dort vergingen wie im Flug, wir verbrachten unsere Zeit damit, auf dem baufälligen Dach des Dorms zu sitzen, die Sonnenuntergänge und Gewitter anzuschauen, die Surfer zu beobachten und das Leben zu genießen.
Morgens frühstückten wir meistens gemeinsam mit unseren neu gewonnenen Freunden, aßen zu Mittag/Abend, spielten stundenlang Karten, tranken das ein oder andere Bier (oder Rumkola) und machten kleine Ausflüge.
Während Bettina ein paar Mal surfen war, nahm Sisi einige weitere Spanischstunden, die ihr diesmal am Meer deutlich leichter vielen.
Wir feierten Olis 30. Geburtstag, waren Begleitung zum Ohrenarzt und Apotheker für alle, haben uns die Wasserfälle von Tamanique angeschaut, waren das ein paar Mal in El Tunco beim Essen und haben uns den Longboarding Surfcontest dort angeschaut. Zum Nationalfeiertag gabs ein gemeinsames Abendessen aller Hostelbewohner, gekocht von Saburo. Am billigen Nationalgericht 'Pupusas' konnten wir uns nicht satt essen. Pupusas sind selbstgemachte Tortillas aus Mais- oder Reismehl mit einer eingebackenen Füllung, meist bestehend aus Käse, Bohnenmus, Fleisch oder Gemüse.
Eine weitere Spezialität, die sich Bettina leider nicht entgehen lassen konnte, weil sie das kürzeste Streichholz gezogen hat, waren rohe Schildkröteneier. Einst eine Delikatesse in El Salvador, mittlerweile verboten, schlürfte Bettina mit großem Widerwillen das rohe Ei mit Salz und Limettensaft aus der pingpongähnlichen Schale. Naja – einmal und nie wieder!
In unserer Zeit dort wuchsen wir zu einer kleinen Familie zusammen und es fiel uns schwer, die letzten Wochen unserer Reise zu planen.
Nachdem einer nach dem anderen im Dorm krank wurde, konnte nach einer Weile auch Bettinas sonst so starkes Immunsystem dem Erkältungsvirus nicht mehr standhalten. Mit Fieber und Husten im Gepäck verabschiedeten wir uns schließlich schweren Herzens von El Zonte und brachen um 3 Uhr morgens mit dem Shuttle Richtung Nicaragua auf.
Viele Stunden und einen korrupten Polizisten später schafften wir es endlich über die Grenze nach Honduras. Zu Fuß marschierten wir wenig später dann auch noch mit der untergehenden Sonne im Rücken über die nicaraguanische Grenze. Mit einiger Verspätung erreichten wir schließlich unser Hostel in León. Und als wir schon bereit waren endlich ins Bett zu hüpfen, passierte das, wovon wir zuvor glücklicherweise immer nur gehört hatten… ein sich gerade eben gefundenes Pärchen verschwand hinter den Vorhängen im gleichen Bett. Doch bevor es zu wild wurde, baten wir die beiden höflichst, sich doch für das nächste Mal ein Zimmer zu nehmen.
Während Bettina den nächsten Tag noch krank das Bett hütete, buchte Sisi eine 'Vulcano boarding' Tour auf dem Cerro Negro. Der Cerro Negro ist der zweitjüngste Vulkan Zentralamerikas und der wohl einzige Aktive, auf dem man vulcano boarden kann. Mit unserem Brett, einem Schutzanzug und einer Schutzbrille im Gepäck bestiegen wir den Vulkan um im Anschluss in rasendem Tempo (manche mehr, Sisi eher weniger), wieder hinunterzufahren. Am nächsten Tag wurde noch die Stadt etwas erkundet und erfreulicherweise ging es auch Bettina wieder besser, sodass wir gemeinsam den Sonnenuntergang von der Kathedrale Leóns bestaunen konnten. Die Kirche wurde 1814 fertiggestellt und das Besondere an ihr ist die barocke Dachlandschaft, auf der man herumspazieren und die Aussicht genießen kann. Zum Abendessen gab es mal etwas Anderes: Tostonazos, die aussehen wie Pinsas, nur mit einem Boden aus Kochbananen. Und während wir ganz gemütlich dort auf unser Essen warteten, erschreckte uns der lauteste Donner, den wir je in unserem Leben gehört haben, gefolgt von einem kurzen Stromausfall. Der Strom kam nach einigen Minuten wieder zurück – gefolgt von unserem Essen.
Da wir León eigentlich nur zur Durchreise kurz passieren wollten und Bettina sich wieder besser fühlte, fuhren wir am nächsten Morgen zu unserem geplanten Endziel in Nicaragua, dem Strand von Popoyo. Erst mit dem Shuttle, gefolgt von einer Taxifahrt, erreichten wir Popoyo. Und hier ist wirklich nichts los. Die Nebensaison ist hier deutlich spürbar, neben einer kleinen Tienda, mit vorwiegend unfreundlichen Mitarbeitern, gibt es nur wenige Restaurants, die geöffnet sind. In unserem schönen, direkt am Strand gelegenen Hostel wohnten wir ab der Hälfte der Zeit allein mit einem Volunteer aus Argentinien. Der einzige Nachteil: die Millionen von Mücken, die einen rund um die Uhr verfolgen. Und trotz unseres ohrenbetäubend lauten Ventilators, wegen dem wir die Oropax wieder auspacken mussten, wachten wir jeden Morgen schweißgebadet auf. Hier gibt es nichts anderes zu tun, als zu surfen und am Strand zu spazieren. Auch die Bar im benachbarten Hostel macht um 9 Uhr zu und jedes Mal, wenn wir uns dort einen Drink gönnten, waren wir die einzigen Gäste.
Ein perfekter Ort, um Bettinas Geburtstag zu feiern. Bereits deutscher Zeit feierten wir nachmittags in Nicaragua in Bettinas Geburtstag mit Kuchen, Kerzen und Wein rein. Nach einem ruhigen Barbesuch überbrückten wir die Zeit mit einem Filmeabend und Punkt Mittenacht wurde nochmal gesungen. Bettinas nicaraguanischer Geburtstag wurde von einem entspannten Vormittag noch zu einem richtig ereignisreichen Tag. Nachdem wir mit Sekt am Strand auf den Geburtstag anstießen, gingen wir zum schönsten Sonnenuntergang baden. Das rotorangene Licht spiegelte sich in den Wellen und um uns herum leuchteten die Wolken in einem tiefen Rosa. Zum Abendessen lud uns unser Volunteer zu selbstgemachten, glutenfreien Ravioli mit seinen Freunden ein – der perfekte Abschluss des Tages.
Nach einem weiteren Tag voll Orga, Blog schreiben und Wäsche waschen, passierten wir auch schon die Grenze nach Costa Rica, unserem letzten Ziel der Reise.

04.Oktober '23

Karibikküste Kolumbiens

Der nächste Nachtbus brachte uns an die Küste nach Cartagena, der Stadt mit den meisten Touristen in Kolumbien.
Zum ersten Mal seit Langem mal wieder ein Bus, der seinen Zeitplan einhielt. Schon während der Fahrt ließ uns die Veränderung des Klimas Böses erahnen und beim Aussteigen war es dann so weit… Die schwülheiße Luft umgab uns sofort, sodass wir uns umso mehr freuten, dass wir zum ersten Mal ein Hostel mit Klimaanlage gebucht hatten. Was uns sofort auffiel war, dass in den Vierteln, in denen wir uns aufhielten keine Obdachlosen/Drogenabhängigen mehr in den Hauseingängen und Grünstreifen, teils lediglich mit etwas Pappe bedeckt, schliefen, ganz im Gegensatz zum Rest von Kolumbien den wir bisher gesehen hatten. Vermutlich liegt das an den vielen Touristen und daraus resultierenden strengeren Polizeikontrollen.
Das historische Stadtzentrum Cartagenas ist von einem Festungsring komplett umschlossen, auf dem man gemütlich entlang schlendern kann, um den Blick auf Stadt und Meer zu genießen. Die aus der Kolonialzeit stammenden Häuser beherbergen zahlreiche Shops, Cafés, Restaurants und Museen. Direkt daneben befindet sich im Kontrast dazu eine riesige moderne Hotelskyline, genannt 'Bocagrande'.
Außerdem gibt es eine riesige Festung 'Castillo San Felipe de Barajas', die 1536 erbaut, im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert und renoviert wurde und heutzutage ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen ist.
Bei gefühlt 38 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von ca. 75 % erkundeten wir unter der prallen, karibischen Sonne die Burg. Nur ein wenig Abkühlung lieferten die unterirdischen Tunnel, die so konstruiert wurden, dass jedes Geräusch an den Wänden widerhallt, um so den sich nähernden Feind von überall hören zu können.
Cartagena hat jedoch noch mehr zu bieten, zum einen das Goldmuseum 'Museo del Oro Zenú', das zwar nur sehr klein, aber informativ ist und einige interessante Artefakte ausstellt. Einen kleinen Abstecher sollte man auf jeden Fall in das Viertel Getsemani machen, das für seine Straßenmusiker, Wandmalereien und bunten Cafés bekannt ist. Wer in die Tiefen der ärmeren kolumbianischen Bevölkerung eintauchen möchte, kann den lokalen Markt besuchen und sich durch die engen, teils übelriechenden Gassen voller Lebensmittel und Textilien treiben lassen, seine Wertsachen immer fest im Blick.
Um die typischen weißen Strände mit dem türkisblauen durchsichtigen Meer sehen zu können, mussten wir noch ein bisschen warten. Cartagena ist was das betrifft eine kleine Touristenfalle, nur um den Hafen betreten zu dürfen muss man schon eine Gebühr von ca. 5 Euro bezahlen, ganz zu schweigen von den Bootspreisen zu den Karibikinseln.
Da wir das aber trotzdem erleben wollten, fuhren wir nach Santa Marta, mit dem Ziel, von dort aus den Tayrona Nationalpark zu besichtigen. Damit wir dort ausgiebig die Strände genießen konnten und nicht an die Öffnungszeiten des Parks gebunden sind, buchten wir uns für 20 Dollar eine Nacht in einer Hängematte, die für manch einen von uns schlaflos verlief. Zusätzlich zu den Eintrittsgebühren muss man pro Tag, den man im Park verbringt, eine Versicherungsgebühr bezahlen, da es aufgrund von starken Strömungen immer wieder zu Badeunfällen kommt.
Jeder Cent hat sich aber gelohnt, denn nachdem uns bei der Wanderung durch den dschungelartigen Nationalpark der Schweiß von der Nasenspitze tropfte, freuten wir uns das lang ersehnte karibische Meer zu sehen – und uns natürlich darin abzukühlen.
Die darauffolgenden drei Wochen trennten wir uns nochmal. Bettina genoss die Zeit an der Karibikküste in einem Hostel direkt am Strand, surfte ein bisschen, verbrachte zwei Tage im Dschungel und flog letztendlich Ende August nach El Salvador – stets begleitet von schwülheißen Temperaturen und übersät von Mückenstichen.
Währenddessen traf Sisi, nach einer etwas anstrengenden Anreise im Bus, der aufgrund einer 24-stündigen Straßensperre plötzlich 3 Tage brauchte, einen Freund. Sie erkundete abermals ein bisschen das Inland Kolumbiens, gelangte schließlich auch zurück an die Küste und schwitzte noch ein paar Tage wie Bettina, bis sie eine Woche später schließlich ebenfalls in El Salvador ankam.

07.September '23


Kolumbien

Nach einem Tag der Erholung, Planung und Blog schreiben war es mal wieder Zeit für einen Länderwechsel. Der Einfachheit halber hängten wir uns an einen Mitbewohner unseres Hostels, um die Grenze nach Kolumbien zu überqueren, was diesmal keine so leichte Sache war wie sonst. Zu dritt verließen wir Mittwochvormittag das Hostel und teilten uns ein Uber zum Busbahnhof. Und dort wurden wir auch gleich schon von einem Zuständigen geschnappt. 'Tulcán, Tulcán' rief er, unser der spanischen Sprache fähige Begleiter antwortete gleich 'Si' und schon saßen wir in einem Bus bis an die Grenze, die wir nach ca. 4 Stunden Fahrt erreichten. Mit einem Taxi ging es nun weiter bis zum Grenzübergang, den wir zu Fuß überqueren mussten. Mal wieder ohne Probleme mit unserem goldenen Reisepass durften wir aus- und einreisen. Nochmals mussten wir ein Taxi zum Busbahnhof nehmen, um weiter nach Cali zu kommen. Am Busbahnhof in Ipiales hatten wir noch gemütlich Zeit Salchipapa, Cola und Gummibärchen zu snacken, bevor wir in den Nachtbus einstiegen. In Kolumbien ist es nun vorbei mit den gemütlichen Semicama, Cama und bis 180 Grad zurücklehnbaren Stühlen. Die Sitze sind normal breit und lassen sich ein wenig nach hinten verstellen. Los ging’s. Nachdem wir nach einigen Stunden bereits den Schlaf gefunden hatten, wurden wir etwas unsanft von einem Polizisten mit Waffe im Anschlag, der uns ins Gesicht leuchtete, geweckt und mussten unsere Pässe vorzeigen. Unsere europäischen Gesichter bedurften wohl einer Kontrolle, die der Einheimischen nicht. Abermals stoppten wir um 4 Uhr nachts plötzlich irgendwo im Nirgendwo im stockdunklen Kolumbien. Was denn nun schon wieder? Ein bisschen mulmig war uns zu mute, bis wir mitbekamen, dass es einen Autounfall auf der Strecke gab. Zeit ein bisschen zu schlafen. Als es gegen 6 Uhr heller wurde, verließen wir den Bus, um uns von der Situation selbst ein Bild zu machen. Eine riesige Schlange, weit und breit nur Busse und LKWs zu sehen – und wir die einzigen Gringas. Aus 2 Stunden Wartezeit wurden 9, in denen wir uns nur Zentimeter vorwärtsbewegten, und statt um 7 Uhr morgens erreichten wir unser Hostel in Cali um 7 Uhr abends. Und so kann man für ca. 500 km auch mal 22 Stunden brauchen.
Ein nur kurzes Fazit zu Cali: hat uns nicht so gut gefallen. Hier war es gefährlich, da war es nicht sicher, auf den Aussichtspunkt sollte man am besten nur Sonntag vormittags gehen und überhaupt wussten wir nicht so richtig, wo hin mit uns. Schließlich landeten wir in der Mall im neuen Barbiefilm mit einer riesigen (wirklich riesig) Tüte Popcorn im Schoß. Die meisten Leute, die wir in Cali trafen, waren dort wirklich nur zum Salsa tanzen. Da das auf unserer To-Do-Liste nicht ganz oben stand, fuhren wir lieber weiter nach Salento, von wo aus man das berühmte Valle del Cocora besuchen kann. Leider etwas überteuert, aber mit einer wirklich beeindruckenden Natur und meterhohen Palmen, die aus dem Boden herausragen. Bei den klassischen Fotoaufnahmen struggelten wir ein bisschen, aber am Ende waren sie doch ganz passabel.
Der Ort Salento ist ein richtiger Touristenhotspot mit vielen bunten Läden und Cafés, die wir die darauffolgenden zwei Tage erkundeten und natürlich die berühmt berüchtigte heiße Schokolade mit Käse probierten. Naja - wenn der Käse dabei nicht schmilzt ein etwas seltsames Unterfangen. Nach einem Abend mit Drinks und Livemusik hatten wir aber auch schon alles gesehen und fuhren am Donnerstag weiter Richtung Norden nach Medellin, das wir zur Zeit der Fiera de las Flores (Blumenfestival) erreichten. Unseren ersten Tag verbrachten wir im botanischen Garten, und schauten uns die zahlreichen exotischen Orchideen und Pflanzen an und probierten die lokalen Leckereien der Foodtrucks. Ein bisschen Kultur musste auch mal wieder sein. Neben der Ausstellung 'Casa de la Memoria', die zum Erinnern an die Opfer und Täter der Drogen- und Bürgerkriege in Kolumbien seit 1948 einlud, besuchten wir den 'Parque explora', ein naturwissenschaftliches interaktives Museum. Nie zuvor hat uns Physik so viel (oder überhaupt) Spaß gemacht wie hier. Ein weiteres Highlight war das Aquarium und Terrarium. Nach einer Stärkung besuchten wir, vorbei an Dinosauriern, noch die weiteren Ausstellungsräume über 'mind', 'time' und 'music'. Zu jedem Themengebiet konnte man verschiedene Sachen ausprobieren. Wir nahmen zum Beispiel an einer kurzen kolumbianischen Trommelsession teil und übten uns in diversen Geschicklichkeitsspielen für Gehirn und Körper. Kurz vor Schließung rutschten wir die Rutsche im letzten Raum 'stage' nach unten und verließen das Museum.
Früh morgens fuhren wir am nächsten Tag nach Guatapé, einem Ort zwei Stunden östlich von Medellin, bekannt für sein historisches Zentrum und dem Felsen von Guatapé. Der Fels von Guatapé ist ein Monolith aus Granit und um die schöne Aussicht über das von Flüssen zerklüftete Land zu haben, schnauften wir die ca. 700 Stufen zur Aussichtsplattform hinauf. Da hatten wir uns den Kuchen in der Altstadt, mit seinen bunt bemalten Häusern und Kopfsteinpflasterstraßen aber wirklich verdient.
Aber genug von all den Städten. Wir wollen wieder ans Meer. Unser nächstes Ziel: Die Karibikküste.

09.August '23

 

4- Tage Amazonastour

Für unser Wiedersehen hatten wir Großes geplant – eine viertägige Abenteuertour in den Amazonas Regenwald. Nach einiger Verwirrung mit der Uhrzeit verließen wir Donnerstagnacht Quito und fuhren immer weiter in den Regenwald Richtung Nueva Loja, wo wir früh morgens ankamen. Die Anreise war eine der abenteuerlichsten bis jetzt, so schlechte Straßen hatten wir noh nie. Nach einer ausgiebigen Frühstückspause, in der wir schon die ersten Tiere spotten konnten – kleine schwarze Schweinchen – fuhren wir mit einem weiteren Bus zur Bootsanlegestelle. Dort wurden wir in unsere Gruppe eingeteilt, mit der wir die nächsten Tage im Dschungel verbringen würden. Unsere Gruppe bestand aus einer französischen Familie mit zwei super lieben Kindern, zwei soloreisenden Frauen und uns. Zwei Stunden fuhren wir mit dem Motorboot durch strömenden Regen auf dem Cuyabeno Fluss, um unsere Lodge zu erreichen. Am Ende klarte es zum Glück auch wieder auf, sodass wir schon die ersten Affen durch die Bäume rasen sehen konnten. Pünktlich zum Mittagessen legten wir am Steg der Caiman Lodge an und genossen danach erst mal unsere lange Mittagspause – mit den Geräuschen des Urwalds im Hintergrund schlummerten wir in unserem Zimmer vor uns hin.
Gut ausgeruht starteten wir unsere erste geplante Aktivität. Mit dem Kanu paddelten wir den Cuyabeno Fluss rauf und runter auf der Suche nach den Tieren des Amazonas. Und wir wurden bereits an unserem ersten Tag von den pinken nicht so pinken Flussdelfinen, die alle 2 – 3 Minuten zum Atmen an die Wasseroberfläche kommen müssen und dabei ihre Rückenflosse zeigen, herzlich empfangen. Zur Abkühlung sprangen wir im Anschluss noch in Mitten einer Lagune ins dunkle braune Wasser. Ein bisschen gruselig.
Zurück in der Lodge bereiteten wir uns gleich auf die anstehende Nachtwanderung vor. Ausgerüstet mit Gummistiefeln, langärmliger Kleidung und Stirnlampe marschierten wir unserem Guide hinterher in die Tiefen der Vegetation. Und schon gleich entdeckten wir die erste haarige Vogelspinne, die wir in Ruhe betrachten konnten, gefolgt von ein paar kleineren Spinnen, die schnell und geschickt wunderschöne Netze sponnen. Auch die Skorpionspinne versteckte sich nicht vor uns, mit ihren langen Beinen konnte sie sich aber doch ganz schön schnell fortbewegen. Schnell weiter. Vorbei an Kröten, Libellen und Ameisen, die uns von den Bäumen herab auch gerne mal unters Shirt fielen, zu den nächsten großen Spinnen. Eine riesige Tarantel versteckte sich in einer Baumwurzel, die unser Guide jedoch geschickt zu Tage beförderte.
Nachdem wir alle – selbst der Kleinste unter uns – wagemutig durch die dunkle tierreiche Nacht spaziert waren, hatten wir unser Abendessen auch wirklich verdient. Und müde waren wir auch schon, weshalb wir uns, mit unseren griffbereit liegenden Stirnlampen für mögliche Klogänge in der stromfreien Nacht, schlafen legten.
Den Samstagmorgen starteten wir gemütlich mit Frühstück und fuhren dann in unserem Kanu los für eine Dschungelwanderung. Und da, plötzlich lenkte unser Guide Francisco das Boot in die Einfahrt einer anderen Lodge und wir konnten unseren Augen erst nicht trauen. Vor uns lag im flachen Uferwasser ein mittelgroßer Caiman – regungslos beobachtete er unser Ankommen. Kameras und Handy wurden gezückt, und zu unserem Glück bewegte er sich gemächlich durchs Wasser, lachte uns hungrig zu und ließ sich von allen Seiten fotografieren. Aber genug geschaut, wir mussten weiter zu unserer Wanderung. Ein Stück weiter legten wir mit dem Boot am Festland an und in unseren Gummistiefeln marschierten wir los über den matschigen Boden des Urwalds. Wir betrachteten die Kautschukbäume, bestaunten einen weit entfernt sitzenden bunten Papagei und diverse Pflanzenarten. Das Mittagessen schmeckte wieder hervorragend und nach einer ausgiebigen Mittagspause fuhren wir, diesmal wieder mit dem Motorboot, in die große Lagune, um den Sonnenuntergang anzuschauen. Auf dem Weg dorthin sahen – oder sahen wir nicht – ein Faultier hoch oben in den Bäumen versteckt sitzen. Unser Guide konnte es deutlich erkennen und wir konnten zumindest glauben, es gesehen zu haben. Der Sonnenuntergang war wunderschön, wir sprangen ins kühle Wasser und schwammen der Sonne entgegen. Als es dunkel war, machten wir uns mit unseren Taschenlampen bewaffnet auf die Suche nach Boas und Caimanen. Aber leider hatten wir diesmal kein Glück – die Boas bekamen wir nicht zu Gesicht, dafür aber eine wie ein Eichhörnchen aussehende Ratte.
Sonntagmorgen besuchten wir ein Dorf indigener Bevölkerung. Gemeinsam mit einer Frau aus dem Dorf ernteten wir Yuca, schälten, wuschen, rieben ihn klein wie Käse und trockneten ihn, um anschließend ein sehr reichhaltiges Fladenbrot daraus zu backen, genannt Cassava.
Danach besuchten wir den dorfeigenen Schamanen und ließen uns ein paar seiner Rituale zeigen. Wir hatten uns auf den Tag gefreut, waren am Ende aber leider ein bisschen enttäuscht. Die Heilmethoden, die uns der Schamane zeigte, praktiziert er selbst nicht mehr, er mache das nur für die Touristen. Ein bisschen schade finden wir.
Obwohl es nachmittags zu regnen begonnen hatte, beschlossen wir trotzdem ein letztes Mal mit unserer Gruppe zum Sonnenuntergangsbaden zu fahren. Nachdem wir nun drei Tage lang allerlei Tiere gesehen hatten, fühlte sich schwimmen mit Caimanen und Piranhas etwas gruselig an. Allerdings versicherte uns Francisco, Piranhas fressen keine Menschen – wir sind ja schließlich nicht im Acionfilm.
Der Abend verging wie im Flug und schon brach unsere letzte Nacht im Amazonas Regenwald an. Früh morgens mussten wir am nächsten Tag das Bett verlassen, eine Vogel- /Piranhatour stand auf dem Plan. Neben Tukanen, Eisvögeln, 'stinky turkey' (=Hoatzin, eine Vogelart, die es nur in Südamerika gibt und deren Name sich von ihrem schlechten Geruch herleitet) sahen wir nochmals pinke Delfine und Affen. Das Highlight dieser Bootsfahrt war das Piranhafischen. Im etwas seichteren Wasser warf unser Guide eine Angel mit einem Stück Fleisch ins Wasser und schon wenige Sekunden später hatte sich ein mittelgroßer Piranha darin festgefangen. Geschickt hielt Francisco ihn in seinen Händen, um uns seine scharfen Zähne zu zeigen, während der Piranha uns durch seine roten Augen anstarrte. Nach einer genauen Betrachtung durch uns durfte er zurück ins Wasser hüpfen.
Nach einem letzten Frühstück mussten wir die Caiman Lodge leider schon wieder verlassen. Zurück ging es den gleichen Weg wie hin und nach einer noch längeren Busfahrt, in der wir, auf den sich gerade in Arbeit befindenden Straßen, fast im Schlamm stecken blieben, trafen wir spät abends wieder in Quito ein und konnten nur noch an unser Bett denken.

25.Juli '23


Quito

Während Sisi noch bis Donnerstag in Santa Marianita blieb, ist Bettina Montagmorgen in Quito angekommen. Für die nächsten Tage stand mal wieder ein bisschen Kulturprogramm an. Sie besichtigte die 'Iglesia la Compañia', eine katholische Barockkirche mit einem komplett vergoldeten Innenraum, was ziemlich beeindruckend war. Mit einem Pärchen des Hostels machte sie am nächsten Tag einen Ausflug zum Mittelpunkt der Erde 'Mitad del Mundo'. Dort konnte man auf dem Äquator entlang spazieren und mit einem Fuß auf der Nordhalbkugel und mit dem anderen auf der Südhalbkugel stehen. Auf dem Gelände steht ein riesiges Monument, das ein Museum beinhaltet und auf das man rauf gehen und die Aussicht über Quito genießen konnte. Um noch ein bisschen mehr von Quito zu sehen und etwas über die Bräuche, Essen, Leute und Währung zu erfahren nahm sie an einer Free Walking Tour teil, die sie durch den historischen Teil der Stadt führte, probierte Schokolade bei einer Schokoladenverkostung und die lokalen Früchte auf dem Markt. Dann war auch schon Donnerstag, Sisi kam früh morgens im Hostel an und gemeinsam bummelten wir nochmals durch den historischen Stadtteil Quitos, ließen uns im Schokoladencafé die heiße Schokolade schmecken und bereiteten uns auf den Trip in den Amazonas vor.

20.Juli '23

 

Galapagosinseln

Während sich Sisi auf den Weg zum Arbeiten aufmachte, ist Bettina mit dem Flugzeug von Guayaquil nach Santa Cruz auf die Galapagosinseln geflogen. Das Galapagos Archipel besteht aus 13 Hauptinseln, wovon nur 5 besiedelt sind und zahlreichen kleinen bis winzigen Inselchen.
Gut vorbereitet auf die strengen Einreisebedingungen bestehend aus einem gültigen Rückflugticket, der Transit Card, die man schon am Flughafen in Guayaquil bezahlen musste, den hohen Nationalparkgebühren und den genauen Gepäckvorschriften und -kontrollen, kam sie zwei Busse und eine Fähre später in ihrem ersten Airbnb an.
Nach den niedrigen Preisen der letzten Wochen in Peru war sie von den europäisch wirkenden Preisen für Essen und Lebensmittel dann doch überwältigt. Nachdem es Ceviche zum Abendessen gab und sie von den ersten Robben und Marine-Leguane begrüßt wurde, war der erste Tag auch schon wieder vorbei.
Am nächsten Vormittag besuchte Bettina den lokalen Fischmarkt, einem lustigen Schauspiel aus Robben und Pelikanen, die versuchten den ein oder anderen Fisch zu klauen und den Leguanen, die überall in der Sonne herumlagen und auch einen Teil davon abhaben wollten – und das alles in einer Kulisse aus weißblauen Booten und türkisem Meer.
Bei ihren gebuchten Touren rund um die Insel Santa Cruz konnte sie die berühmten Blaufußtölpel, die unverwechselbaren orangerot leuchtenden Krabben, die Seelöwen und wunderschöne weiße Sandstrände mit schwarzem Lavagestein bestaunen.
Der Tagesausflug zur Isla Santa Fé bescherte ihr einige schwere Stunden voller Seekrankheit. Glücklicherweise konnte sie, durch Auslassen des Mittagessens, trotzdem beim Schnorcheln eine Vielzahl an bunten Fischen, Robben und Riesenschildkröten bewundern.
Den letzten Tag auf der Insel verbrachte sie im Charles Darwin Forschungszentrum und den nahe gelegenen Stränden.
Santa Cruz hat einen gewissen Charme, im Vergleich zu den anderen Orten in Südamerika hat hier das Umweltbewusstsein einen hohen Stellenwert. Es gibt fast nur Pfandflaschen aus Glas, Metallstrohhalme, es ist super sauber und besitzt den ersten ökologischen Flughafen der Welt.
Mit einem Blister Seeübelkeitstabletten bewaffnet, ging es am 04.Juli mit der Fähre bei extremem Seegang auf die nächste Insel San Cristóbal. Dort angekommen wurde sie von ihrem Airbnb Besitzer am Hafen abgeholt und in ihre Unterkunft der nächsten 5 Tage gebracht. Nach einem Tag Erholung von der wilden Überfahrt konnte Bettina am nächsten Tag wieder glutenfreie Semmeln genießen und die Insel erkunden. Sie besuchte den Playa Mann, den berühmten Seelöwenstrand, den sich Robben und Menschen teilen und wo die Tiere auch gerne mal die Handtücher der Touristen in Beschlag nehmen und sie mit ihrem Gehabe und ihren anhaltenden Geräuschen bespaßen.
Was bei einem Besuch der Insel nicht fehlen darf, ist die Besichtigung der 'Galapaguera', einer Schildkrötenaufzuchtstation und einem großen Freigehege mit Rundweg. Die Galapagos-Schildkröten gehören zu den vom Aussterben bedrohten Tierarten und wachsen hier unter geschützten Bedingungen auf und werden im Alter von 5 - 6 Jahren im Norden der Insel ausgewildert. Auf dem Weg durch das Gehege konnte man einige der riesigen Schildkröten, die über die Wege krochen oder in Wasserstellen badeten, aber auch die kleinen Babyschildkröten beobachten.
Ein Highlight von San Cristóbal ist die 360 Tour, eine Bootstour, bei der man einmal die ganze Insel umschifft. Das erste Ziel war Schnorcheln um den ‚Kicker Rock‘, im spanischen auch 'Leon Dormido' (schlafender Seelöwe) genannt, eine große Felsformation mit beeindruckender Flora. Direkt unter einem schwammen Hammerhaie und viele andere Haie, gefleckte Adlerrochen, Schildkröten, Seelöwen und wunderschönen Fische. Ganz schön gruselig, aber Zeit zum Fürchten blieb nicht, denn man war ja schon im Wasser. Zum Glück hatten andere Teilnehmer Unterwasserkameras dabei, um die Erlebnisse festzuhalten. Es folgten weitere Schnorchelstops und auch die Beobachtung der Vögel kam nicht zu kurz.
Viel zu schnell waren die 10 Tage für Bettina auf den Galapagosinseln vorbei und es ging mit dem Flugzeug zurück nach Ecuador.
Die nächsten Nächte verbrachte sie in Montañita, einem Party- und Surfparadies. Für Party waren leider zu wenig Touristen da und die Wellen meinten es nur einmal gut mit ihr. So beschloss sie, einige Tage bei Sisi in Santa Marianita zu verbringen, bevor die Reise weiter nach Quito führte.

13.Juli '23


 

Santa Marianita

Nur einige Stunden später erreichte Sisi ihren Workaway Platz. Eingestellt war sie auf eine ruhige, partyfreie Zeit mit vielen Katzen, Hunden und anderen Volunteers. Als Sisi aber durch den blau gestrichenen Zaun das Donkey Den Guesthouse, ihrem Arbeitsplatz für die nächsten zwei Wochen, betrat, wurde sie gleich mit den Worten 'wie schön, dass du da bist, genau rechtzeitig zur Party' herzlich empfangen. Die ganze ältere amerikanische Gesellschaft aus Santa Marianita und der nächsten größeren Stadt Manta hatte sich hier eingetroffen, um gemütlich ein paar Drinks zu sich zu nehmen. Es war wie im Film, die mit Schmuck behängten und stark geschminkten Damen mit ihren Shorts und Poloshirts tragenden Männern. Der ganze Ort schien aus reichen, amerikanischen Rentnern zu bestehen, die sich hier für einige Zeit teure Häuser mieteten. Die Party hatte früh begonnen und endete demnach auch früh, weshalb die Volunteers sich noch mit ihren Vannachbarn näher bekannt machten – einem chilenischen Pärchen und einer argentinischen Familie, die in ihren Vans Pizzen und Empanadas verkauften, was die Hauptnahrungsquelle für die nächsten Wochen werden sollte.
Unter der Woche war es dafür etwas entspannter. Mit einer Gruppe aus vier weiteren Freiwilligen arbeitete Sisi fleißig im Guesthouse, das einer Amerikanerin gehörte und von dem Pärchen Will und Danie betrieben wurde. Neben Fegen, Wischen, Küche putzen und anderen kleineren Aufgaben kümmerten die Volunteers sich vor allem auch um die ca. 40 Katzen und 5 Hunde des Donkey Den. In der freien Zeit genossen sie die Ruhe, mal nichts tun zu müssen, puzzelten viel zusammen, fuhren das ein oder andere Mal nach Manta, machten lange Spaziergänge am Strand und sammelten zahlreiche Muscheln und Steine.
Santa Marianitas Strand ist für seine guten Kitesurfbedingungen bekannt: side offshore Wind entlang 4 km Strand. Trotz Sisis anfänglichen Angst, davon geweht zu werden, konnte sie es nicht lassen, es auch mal auszuprobieren. Drei Kitestunden später stand sie auch zum ersten Mal auf dem Board, nur leider war der ganze Spaß viel zu teuer, um damit weiterzumachen.
Die zwei Wochen vergingen wie im Flug, mit den anderen Volunteers hatte Sisi in der Zeit neue Freundschaften geschlossen, es wurden noch mehr Parties gefeiert, die Volunteers aßen Pizza zusammen, badeten im Meer und schauten sich die schönen Sonnenuntergänge an. Schließlich traf auch Betti hier ein und wir verbrachten gemeinsam ein paar Tage hier. Da Sisi sich nach den geplanten 14 Tagen noch nicht losreißen konnte, verließ Betti Santa Marianita Sonntagabend alleine mit dem Nachtbus nach Quito, wohin Sisi ihr drei Tage später folgte.

20.Juli '23

 

Vom Strand nach Ecuador

Urlaub vom Urlaub. Das hatten wir uns mal verdient. Ganze zwei Wochen hielt uns Lobitos gefangen - voller schöner Momente. Unsere tägliche Routine bestand aus Frühstück, Wellen checken, Surfen, Mittagsmenü in einem von drei lokalen Restaurants, in der Hängematte chillen, den Sonnenuntergang anschauen gefolgt von wechselnden abendlichen Aktivitäten, meistens jedoch dem ein oder andere Drink im 'Naufrago', der einzigen Bar Lobitos. Wenn das Wasser zu flach zum Surfen war, schwammen wir zum Pier und sprangen ins erfrischende Nass.endgültig
Zum ersten Mal haben wir Leute mit dem gleichen Vibe gefunden. Das Hostel war nicht stark bewohnt und mit den anderen Jungs wuchsen wir zu einer kleinen Gruppe zusammen, mit der wir fast alles gemeinsam unternahmen. Jeder kümmerte sich um jeden, wir fühlten uns wie eine Familie und zum ersten Mal fiel es uns so richtig schwer, wieder weiter zu ziehen und den Ort und die Leute hinter uns zu lassen. Und zum ersten Mal vermissen wir unsere Leute so richtig.
Das Einzige, an das wir uns an diesem Ort nicht gewöhnen konnten, waren die zahlreichen Grillen. Sobald die Sonne untergegangen war, krochen sie aus ihren Löchern, um unkontrolliert und im Sturzflug durch die Gegend zu fliegen.
Ein weiteres Phänomen, das zurzeit an der Küste Amerikas mitzuerleben ist, ist 'el nino' (in diesem Fall übersetzt als 'Jesuskind'). Mit ihm treten ungewöhnliche Veränderungen der Meeresströmungen auf, die immer in vorweihnachtlicher Zeit beginnen und das Wasser in Peru wärmer werden lassen.
Zum Abschluss noch ein paar weitere Fakten über Lobitos. Es handelt sich um ein kleines Fischerdörfchen, ca. 20 Minuten von der nächsten größeren Stadt Talara entfernt. Neben einigen Restaurants gibt es zwei kleine 'Supermärkte', eine Bar und einen Club. Lobitos ist Wüste, es regnet nie und es gibt im gesamten Ort kein fließendes Wasser. Gespült und gewaschen wurde mit dem Eimer, die Dusche funktionierte gewöhnlich so lange bis der Kaltwassertank leer war und wieder voll gepumpt werden musste.
Der Name leitet sich von den zahlreichen Robben ab, die man hier sehen kann und mit denen wir auch das ein oder andere Mal gesurft sind. Nur leider sterben im Moment viel zu viele Seehunde, da durch die erhöhte Wassertemeperatur 'el ninos' die Nahrung ausbleibt.
Den schönsten Ausblick auf den Sonnenuntergang bot glücklicherweise unser Hostel. Den Steg auf der rechten Seite, den Surfbreak 'la Punta' auf der linken Seite, die Vielzahl an Pelikanen im Wasser - und am Horizont die Ölplattformen – boten einen einmaligen Ausblick. Und das Tuckern der Ölpumpen begleitete uns sogar in den Schlaf.
Wir wissen nicht, was es ist, aber Lobitos hat unser Herz gewonnen. Um einen Freund zu zitieren: 'Es ist nichts besonderes, aber es ist so besonders.' Schweren Herzens verabschiedeten wir uns Montagabend nach einem letzten Sonnenuntergang von unseren Freunden und fuhren nach Máncora. Máncora, der berühmte Partystrand, war für uns nur ein Zwischenstop. Im Gegensatz zu allen anderen, die hier gewöhnlich zum Feiern herkommen, wollten wir uns nur erholen und uns auf unsere Weiterreise nach Ecuador vorbereiten. Mit dem Nachtbus verließen wir Mittwochnacht endgültig Peru  und landeten ohne Probleme in Ecuador. Früh morgens erreichten wir die Hafenstadt Guayaquil. Tagsüber hatten wir einige Erledigungen zu machen, bevor wir uns am nächsten Morgen nach einem nahrhaften, kuchenlastigen Frühstück trennten und sich jeder zu seinem eigenen Abenteuer aufmachte.

30.Juni '23

 

Endlich Strand!

Zum ersten Mal seit 13 Wochen und 3 Tagen trennten wir uns – um nach Lima zu gelangen. Mittwochnachmittag startete Sisi zum Busbahnhof, um die 22-stündige Fahrt nach Lima anzutreten. Ausreichend Snacks und Wasser hatte sie natürlich schon im Rucksack griffbereit, zu ihrer Überraschung gab es aber auch noch eine kostenlose Snacktüte für die Reise mit Riegeln, Crackern, Saft und Wasser. Noch besser ausgerüstet konnte die Fahrt so beginnen. Den ersten Teil der Strecke ging es durch kurviges Gelände bergauf und bergab, aber je weiter der Bus sich der Küste näherte, desto gerader und besser wurden die Straßenverhältnisse. Die Sitze waren super breit, sodass es sogar ein bisschen bequem war. Währenddessen verbrachte Bettina noch eine weitere Nacht gemütlich im Bett in Cusco. Nach einer unruhigen Nacht für Sisi meldete sich Bettina früh am nächsten Morgen, ihr Flug wurde gecancelt. Der nächste mögliche Flieger eine Nacht später. Das kommt natürlich überhaupt nicht in Frage. Viele Nerven, graue Haare und Geduld später schaffte Bettina es schließlich noch am selben Nachmittag in einen Flieger nach Lima. Mittlerweile reichte es Sisi auch so langsam vom Busfahren und nur kurz vor Bettina kam sie im Rainbow Hostel in Miraflores an. Der Einkauf war schon erledigt, als Bettina eintraf. Endlich mal wieder glutenfreie Nudeln mit Thunfischsoße. Und endlich konnten wir die lästige Daunenjacke in den Tiefen unseres Rucksackes vergraben.
Viel unternahmen wir in Lima nicht, am Freitag kundschafteten wir die glutenfreien Stores aus – endlich wieder Brot. Und ein fancy Restaurant stand auch auf der To-Do-Liste. 'Hier gibt es nur Naturprodukte und gesunde, vegetarische Gerichte' warnte uns die Kellnerin am Eingang. Mit unseren Flipflops, Shirts und ungewaschenen Haaren fühlten wir uns ein bisschen fehl am Platz. Aber egal. Wir bekamen super leckeres Essen und vor allem die Nachspeise war ein Gedicht. Glutenfreies Apfelcrumble und Blaubeerkuchen.
Um Lima ein bisschen besser kennen zu lernen nahmen wir an der Free Walking Tour des Hostels am nächsten Vormittag teil. Mit dem Bus fuhren wir ins Zentrum, wo wir mit 30 anderen Menschen kreuz und quer durch die Gassen und über die Plätze liefen. Zum Abschluss gab es noch ein Pisco Sour Tasting, vier verschiedene Mischungen und zum Schluss den reinen Pisco. Mit unseren neuen Walking Tour Freunden ging es noch gemeinsam zum Mittagsessen. Danach traten wir die Heimreise an, mal wieder verging eine halbe Stunde, bis wir es schafften, einen Bus zu erwischen. Nach einer kurzen Pause im Hostel machten wir uns mit Wein und Bier im Gepäck zum Sonnenuntergang auf den Klippen über Limas Wellen auf. Und da wir schon so schön gesellig waren, gingen wir noch zum feiern ins Partnerhostel.
Jetzt haben wir aber genug von Städten und wollen schließlich richtig an den Strand. Nächstes Ziel war Huanchaco. Nach einem gemütlichen Sonntag fuhren wir mit dem Nachtbus 11 Stunden in dieses kleine Örtchen. Empfangen wurden wir von Grillen. Vielen Grillen, die sich in der letzten Woche aus ihren Verstecken überall hin verbreiteten. Zirpen tun sie zwar nicht, dafür fliegen sie unkontrolliert durch die Gegend. Ob wir uns daran wohl gewöhnen werden?
Zu unserem 3-Monatigen Reisejubiläum am Dienstag hatten wir endlich unseren ersten Kontakt zum Meer - unsere erste Surfstunde, zusammen mit zwei anderen deutschen Mädels, Sofia und Gina, mit denen wir danach den ein oder anderen Kaffee teilten. Am Mittwoch machte Sisi mit Sofia einen Ausflug zur Ausgrabungsstätte von Chan Chan, einer Stadt des präkolumbischen Chimú-Reiches, die komplett aus Lehm errichtet wurde. Bettina und Gina bastelten derweil Armbänder im Hostel.
Für uns ging es dann Nachmittags aber auch schon weiter – mit dem lokalen Bus mal weniger gemütlich. Nächster Stopp war Puerto Malabrigo, bekannt für seine berühmte längste linke Welle der Welt. Nur wie kommen wir dort hin? Keiner hat Ahnung. Also fuhr uns unser Hostelbesitzer in die nächstgelegene große Stadt Trujillo und nach einigem Nachfragen fanden wir die Haltestelle. Lange warten mussten wir zum Glück nicht und quetschten uns mit unseren riesigen Rucksäcken in den Bus… der immer voller wurde, bis unser Fahrer anhielt und unser Gepäck in den winzigen Kofferraum stopfte. Auf einer holprigen Straße mit zahlreichen Speedbums näherten wir uns Puerto Malabrigo, zwei Stunden lang fuhren wir mit vielen ein- und aussteigenden Leuten. Es dämmerte bereits, als der Bus hielt und wir als letzte Passagiere ausstiegen. Die 10 Minuten zum Hostel konnten wir entspannt laufen und fanden es auf Anhieb. Der Check-In blieb aus, keiner da, der sich damit auskannte, aber einen Schlüssel und ein Zimmer bekamen wir. Im Stockdunklen machten wir uns auf die Suche nach Nahrungsmitteln, teils ohne Straßenlaternen und Menschen war uns ein bisschen unwohl, später wurden wir aber eines besseren belehrt, wie sicher der Ort auch nachts ist. Nachdem wir drei verschiedene Tiendas und die Avocado random von einem Mann auf der Straße kauften, hatten wir auch endlich genug zum Abendessen.
An Ausschlafen war hier leider nicht zu denken, um 7 Uhr morgens wurde der Mixer angeschmissen und die Tauben meldeten sich, trotzdem starteten wir den nächsten Tag gemütlich. Wir erkundeten das Dorf, liefen zum Wasser hinunter und beobachteten die Surfer. In dem einzigen Friseurladen (und von dem wir nicht wissen, ob er nur für Männer oder auch für Frauen ist) ließ sich Sisi am Nachmittag die Spitzen schneiden – 10 Minuten mit der groben Schere einmal abgeschnitten und 2,50 Euro später sahen sie auf jeden Fall wieder gesünder aus. Preislich hat es sich auf jeden Fall gelohnt, nicht schon in Lima zu gehen. Und da es so schön war, ließ sich Bettina am nächsten Tag gleich die Hälfte ihrer Haare abschneiden - für den gleichen Preis.
Nach nun drei Monaten Reisen hat uns ein kleines Tief, eine kleine Reisemüdigkeit überfallen. Reisen ist das Schönste, aber wenn man dauernd unterwegs ist, braucht man auch mal Zeit zum Entschleunigen. Pause von Menschen, Eindrücke verarbeiten, Nichts tun.
Puerto Malabrigo war der perfekte Ort dafür. Hier gab es Nichts. Es ist ein kleiner Ort mit vielen Tiendas, ein paar Hostels und Restaurant und wenigen Touristen. Die Menschen sind hauptsächlich abends und am Wochenende auf der Straße. Ein wunderbar ruhiger Ort. Der Strand wurde geziert von einer relativ neuen Strandpromenade, die wir täglich auf und ab liefen um nach den Surfern Ausschau zu halten.
Statt zwei Nächten blieben wir dort am Ende fünf, aber es sollte noch besser werden. Der nächste Surfstrand Lobitos übertraf unsere Erwartungen und hier kamen wir so richtig an. Mit dem local Bus fuhren wir am Montag Nachmittag nach Trujillo, von wo unser Nachtbus nach Lobitos abfuhr. Wir deckten uns noch mit genügend glutenfreier Nahrung, Snacks und Geld ein, denn auch im diesem Ort erwartete uns kein Supermarkt. Früh am nächsten Morgen, nach einer weiteren mehr schlecht als recht verbrachten Nacht im Bus, erreichten wir unser Ziel. Unser Hostel, das der Villa Kunterbunt gleicht, liegt an vorderster Reihe zum Strand. Die Sonne brannte schon vormittags so richtig heiß vom Himmel. Da hilft nur noch eines – rein in den Bikini und rein ins Wasser. Das Leben kann so schön sein. Gemütlich ließen wir uns im Salzwasser treiben, sprangen vom Pier ins kühle Wasser und arbeiteten uns bei Gegenwind zurück durch die Wellen. Abends bereiteten die Volunteers des Hostels Ceviche und andere Leckereien für alle zu.
Die Tage hier verbringen wir ultra gemütlich. Wir gehen surfen, schwimmen, surfskaten, chillen in der Hängematte, lassen uns gutes Essen schmecken und teilen das ein oder andere Bier mit den anderen Backpackern. Die Stimmung an diesem wunderbaren Ort lädt zum Bleiben ein, mal schauen, ob wir hier wieder weg kommen.

17.Juni '23



Salkantay Trek

Tag 1: Nach einer sehr kurzen, fast schlaflosen Nacht trafen wir uns Mittwoch um 4.45 Uhr morgens vor dem Gebäude unserer Organisation Machu Picchu Reservations, die wir aufgrund von Empfehlungen ausgewählt hatten. Unsere Gruppe bestand aus 11 Teilnehmern und unserem Guide 'Hippo', mit denen wir uns super gut verstanden haben. So entstand auch unser Gruppenname: die 'Happy Hippos'.
Die ersten Kilometer Richtung Machu Picchu legten wir mit dem Bus zurück, bis wir eine Höhe von 3.912m erreichten. Dort wurden uns unsere Wanderstöcke und Schlafsäcke zugeteilt und es ging zu Fuß los. Mehr oder weniger problemlos stiegen wir die fast 400hm zur Humantay Lagune hinauf. Die Aussicht auf das türkisblaue Wasser mit den schneebedeckten Bergen im Hintergrund war herrlich, wurde jedoch von leichtem Nieselregen begleitet. Deshalb machten wir uns zeitnah auf den Rückweg zu unserem ersten Nachtlager. Diese befand sich auf 4.000m Höhe in Quiswarniyoc. Ein Pluspunkt – die wunderschöne Aussicht auf den schneebedeckten Salkantay, ein Minuspunkt – um von den Schlafhütten zum Essensgebäude zu gelangen, musste man gefühlt 100hm bewältigen. Den Nachmittag hatten wir frei, zum Mittag und Abendessen wurden wir von unseren Köchen verköstigt, deren harte Arbeit wir an dieser Stelle mal hervorheben möchten. Neben allen Essenswünschen, wie vegetarischer, veganer und glutenfreier Kost, müssen sie nach jeder Mahlzeit unser Chaos beseitigen und dann trotzdem zwei Stunden vor uns beim nächsten Essenspot auf uns zu warten. Die Nacht verbrachten wir in dreieckigen Holzhütten, die alles andere als warm waren, aber einen einzigartigen Blick auf den Sternenhimmel boten. Mit unserem zusätzlichen Schlafsack Inlett und der Skiunterwäsche wurden wir aber zumindest nicht zu Eiszapfen.
Mit dem Wort 'Privatsphäre' ist auf diesem Trip anders umzugehen. Für nicht alle war es gleich einfach die zum Teil nicht mal mit der Schiebetür komplett zu verdeckenden Toiletten im Dunkeln zu benutzen. Auch eine Klospülung und ein funktionierendes Waschbecken konnte man hier nicht erwarten.
Mit den Worten 'senorita senorita coca tee' wurden wir jeden Morgen vor unseren Refugien geweckt und uns wurde heißer Kokatee ans Bett gebracht.
Tag 2: Survival Day. 600hm in 3 Stunden, um den Salkantaypass zu überqueren. Und das Ganze bei einer Höhe von über 4.000m. Danach weitere 6 Stunden und 1.700hm hinab, um zur nächsten Unterkunft zu gelangen. Da Bettina Kopfschmerzen und Probleme mit dem Atmen hatte überwand sie die 600hm auf dem Rücken eines Pferdes, währenddessen schnaufte Sisi den Berg hinauf. Wieder trafen wir uns am höchsten Punkt bei 4.650m – Bettina schon völlig durchgefroren vom langen Warten. Schnell schossen wir ein paar Gruppenfotos und siehe da, eine Lawine löste sich vom Salkantayberg, dessen Gletscher leider Jahr für Jahr kleiner wird. Ein Ritual für Pachamama (Mutter Erde) durfte natürlich nicht fehlen. Nachdem sich jeder einen passenden Stein gesucht hatte, bauten wir zusammen ein 'Steinmandl'. Aus Hippos Tüte nahm sich jeder jeweils drei Cocablätter (drei ist die magische Zahl der Bergleute und repräsentiert deren drei Ebenen der Welt: die Welt darüber (Hanan Pacha), die irdische Welt (Kay Pacha) und die Welt darunter (Uku Pacha)). Mit den Blättern in der Hand sprachen wir unsere Wünsche in Richtung der Berge aus und steckten sie anschließend zwischen die Steine unseres Männchens. Zum Abschluss gab es noch einen Schluck Rum – auch für Pachamama.
Die folgenden drei Stunden stolperten wir 700hm über Geröllfelder und Steinbrocken bergab. Unsere Gruppe verteilte sich über die ganze Strecke, von schnellen bis langsamen Gehern hatten wir alles dabei. Nach dem Mittagessen merkten wir schnell den Klimawechsel des weiter unten gelegenen 'Highmountainjungle'. Die Temperaturen wurden wärmer, es wurde schwüler und die ersten Mücken kamen zum Vorschein. Gut eingesprüht mit Sonnencreme und Nobite liefen wir immer weiter bergab, bis wir nach etlichen Kilometern unsere nächste Holzhütte erreichten.
Tag 3: Chill day. 'Peruvian flat' (hügelig flach) ging es an Tag 3 gemütlich weiter durch den 'Highmountainjungle'. Immer wieder machten wir kurze Stopps und Hippo zeigte uns verschiedene exotische Blumen und Pflanzen. Pause machten wir an einer kleinen Tienda, wo es Avocadobrote, leckere Früchte und Säfte gab. Zum Abschluss besuchten wir eine Kaffeeplantage, pflückten unsere eigenen Kaffeebohnen und versuchten sie über dem Feuer nicht verbrennen zu lassen. Mit mehr oder weniger gutem Ergebnis durften wir ihn letztendlich probieren. 'Ihgitt' Sisi ist noch immer kein Fan dieses bitteren Gebräus, aber Bettina schmeckte er sehr gut. Ob wir ihn jetzt noch weitere 5 Monate durch die Gegend tragen als Souvenir? Nein, tut uns leid, wir müssen euch leider enttäuschen. Nach ein paar weiteren Metern zu Fuß brachte uns ein Shuttle zu unserer Unterkunft. Und juhu, die Freude war groß, diese Nacht durften wir in Zelten schlafen.
Nach dem ausgiebigen Mittagessen fuhren wir aber erst mal zu den heißen Quellen in Santa Teresa. Zwei Stunden entspannten wir in dem warmen Wasser, bis unsere Muskeln weich und unsere Haut ganz schrumpelig war. Mit peruanischer Pünktlichkeit verließen wir in der Dämmerung das Wasser und trafen uns vor dem Gelände mit Hippo, der schon mit peruanischem Tequila auf uns wartete. Gemütlich saßen wir noch auf ein, zwei Bier zusammen, lachten und tanzten, bis unser Partybus Richtung Camp startete. Dort wurden wir schon sehnsüchtig von zwei zurückgelassenen Hungrigen aus unserer Gruppe erwartet. Zum Tagesabschluss wurde ein Lagerfeuer angezündet und wir grillten bunte Marshmallows über dem Feuer. Allzulange konnten wir den Abend aber nicht genießen. Müde vielen wir in unsere Zelte … bis es plötzlich zu regnen begann. Unser Zelt war oben offen (angeblich natürlich kein Problem) und aus dem anfänglichen Nieseln, das wir noch tolerierten, wurde ein stärkerer Regen und wir mussten eine Plane für unser Zelt organisieren. Gerade hatten wir uns wieder in unsere Schlafsäcke gekuschelt, da begannen sich die Hähne einen Wettkampf des Krähens zu liefern.
Tag 4: Das war eine kurze Nacht. Leider ohne unseren Koch mit Kokatee vor dem Zelt (dafür waren wir nicht mehr weit genug in der Höhe) mussten wir aus unseren Zelten zum Frühstück kriechen. Eine gute Stärkung war für die heutigen 25km notwendig. Die ersten drei Stunden marschierten wir schwitzend 700hm bergauf und erreichten Llactapata. Von hier aus konnten wir endlich einen ersten Blick auf den Machu Picchu und die ihn einschließenden Berge erhaschen. Der Nachteil, wir sahen auch die ganze Strecke, die wir noch vor uns hatten. Also auf auf, noch schnell ein Proteinriegel und ein Snickers und weiter geht’s… 800hm hinab nach Hidroelectrica, wo der berühmte Zug zum Machu Picchu hält.
Nach dem Mittagessen ging es aber natürlich zu Fuß weiter. 12km durch den Dschungel folgten wir den Gleisen Richtung Machu Picchu. Erschöpft, aber endlich am Ziel, gelangten wir dreieinhalb Stunden später nach Aguas Calientes. Und als wir unser Zimmer zugeteilt bekamen, konnten wir uns vor Freude kaum halten. Zweibettzimmer mit eigenem Bad, richtigen Betten und warmen Decken. Nach vier Tagen und drei Nächten fern ab der Zivilisation gibt es manchmal nichts Schöneres. Halbwegs sauber und gut riechend trafen wir uns zum Abendessen mit unserer Crew, das letzte Mal der Reise, bevor am nächsten Tag alle zu unterschiedlichen Zeiten den Machu Picchu besuchten.
Tag 5: Machu Picchu. Nach einer sehr kurzen Nacht bewältigte Sisi schließlich die letzten fast 400hm und 1.700 Stufen zur Ruinenstätte und genau rechtzeitig erreichte Bettina den Eingang mit dem Bus, da sie keine Lust hatte unter Zeitstress den Berg raufzulaufen.
Um 06.00 morgens hatten wir das Ticket für die Ruinen. Der Eintritt ist im Preis der Tour enthalten, normalerweise aber kein Guide. Jetzt im Nachhinein sind wir also noch glücklicher darüber, dass uns unser Tourguide Hippo eine zweistündige Führung gab. Ohne Zögern brachte er uns zu Beginn an den klassischen Aussichtspunkt, wo man die Ruinen von oben sehen kann. Außer uns war noch keiner dort, weder hier oben noch unten zwischen den Mauern. Ganz in Ruhe konnten wir diesen wunderschönen Ausblick genießen. Die Nebelschwaden, die sich langsam entfernten und zwischen den Hügeln umherzogen, die grün bewachsenen Berge und das leuchtende Gras zwischen den Häusern und auf den Terrassen. Gut informiert und verzaubert von diesem magischen Ort auf 2.400m Höhe traten wir unseren Rückweg an.
Mit schmerzenden Füßen liefen wir zurück nach Hidroelectrica. Wir nahmen nicht wie die meisten gemütlich den Zug von Aguas Calientes Richtung Cusco, sondern den Bus von Hidroelectrica. Was man nicht alles tut, um 70 Dollar zu sparen. Bei Salchipapa und Limonade warteten wir mittags auf den Bus zurück nach Hause.
7 Stunden später kamen wir letztendlich in Cusco an – müde, aber voll neuer Erfahrungen und Erlebnisse außerhalb der Komfortzone konnten wir nur noch an eines denken: unser Bett.
Um die erfolgreiche Wanderung zu feiern und unsere neu gewonnenen Freunde noch einmal wieder zu sehen, trafen wir uns Montagabend ein letztes Mal zum Essen und ließen den Abend mit ein paar Cocktails ausklingen.

29.Mai '23

 

Cusco

Völlig übermüdet, aber gerade noch rechtzeitig (nachdem wir uns am Busbahnhof frisch gemacht hatten) erreichten wir Montagvormittag unsere Spanischschule Mundo Antiguo. Die nächsten fünf Vormittage verbrachten wir jeweils 4 Stunden dort, um unser mehr schlechtes als rechtes oder nicht vorhandenes Spanisch auf Vordermann zu bringen.
Und weil’s so schön war, buchten wir für die nächste Woche gleich nochmal ein paar Stunden dazu.
Die Abende waren gut gefüllt mit außerschulischen sozialen Aktivitäten mit den anderen Kursteilnehmern. Dienstag gingen wir gemeinsam Abendessen, es folgten Drinks und Livemusik. Abends drauf nahmen wir am Language Exchange teil … 1 ½ Stunden lang Spanisch mit Einheimischen reden - haben wir davor auch noch nicht gemacht. Für unsere Hausaufgaben musste natürlich auch noch genug Zeit übrigbleiben, weshalb wir Donnerstagabend mal im Hostel blieben.
Endlich Freitag - zum ersten Mal seit langem hatten wir sowas wie ein Wochenende und mal Zeit, die Stadt genauer zu erkunden. Wir erklommen den Hügel zur Statue San Cristobal und genossen den Ausblick über das hügelige Cusco.
Um das Wochenende so richtig zu feiern, nahmen wir am Pub Crawl teil – 3 Bars und ein Club included. Auf 3.300m Höhe kicken die Cocktails schon mal anders, wie gut, dass sie genauso teuer sind wie zu Hause.
Nach so viel Feiern und Lernen verlief der Rest des Wochenendes entspannt. Wir flanierten über den Hauptplatz von Cusco mit den noch übrig gebliebenen Kolonialbauten, gönnten uns glutenfreie Pizza, trafen Bekannte aus der Spanischschule zum Kaffee trinken und schauten uns die Kirchen, die Kathedrale und die Souvenirshops an. Beim Schlendern durch die Gassen von Cusco wurden uns am laufenden Band billige Massagen, Fotos mit Lamas, Alpakas und Lämmern, Free Walking Tours und allerlei Trödel angeboten.
Ganz mutig probierten wir uns durch die Spezialitäten der peruanischen Küche. Angefangen mit 'Aji de Gallina' (Hühnchen mit Reis und cremiger Soße), 'Lomo Saltado' (Rind mit Gemüse aus dem Wok, dazu Reis und Pommes), 'Arroz Chaufa' (gebratener Reis), 'Causa Rellena' (Kartoffelstampf mit Hühnchen und Gemüse), 'Anticuchos de Corazón' (Rinderherzen), 'Palta rellena' (gefüllte Avocado), 'Tamales' (Maisteig, der süß und deftig gewürzt werden kann), 'Choclo' (Mais) und das Getränk 'Chicha morrada' (bestehend aus lila Mais). Zu guter Letzt haben wir uns auch noch an 'Cuy' (Meerschweinchen) herangewagt. Leider wurden unsere Erwartungen nicht ganz erfüllt. Das Meerschweinchen war zu dünn – viel Fleisch war nicht dran, die Haut war zäh und der Geschmack war schwierig – irgendwas zwischen Schein und Hühnchen.
Montag hatte Betti ihren letzten Spanischkurs, eine Privatstunde, während Sisi noch für zwei weitere Tage in ihrer Gruppe bleiben konnte. Zum erfolgreich bestandenen Spanischkurs verdienten wir uns eine Urkunde, was wir mit Essen und shopping feierten. Dienstagabend war es dann endlich so weit. Das Briefing für den Salkantay Trek zum Machu Picchu, den wir am nächsten Tag starten wollten, stand an. Dort trafen wir schon ein erstes Mal unsere Gruppe und wurden auf die Wanderung vorbereitet, damit wir sie ohne Probleme meistern können.

23.Mai '23

Puno - Arequipa

Nach 9 Wochen Reisen sind wir problemlos über die Landesgrenze nach Peru gelangt.
Unser erstes Ziel war Puno, eine kleine Stadt auf der peruanischen Seite des Titicacasees.
Von hier aus machten wir einen Halbtagesausflug zu den Islas Flotantes de los Uros. Mit dem Boot fuhren wir zu einer dieser ca. 80 schwimmenden Inseln, die aus Schilf gebaut sind, welches auf der Oberfläche des Titicacasees wächst. Aktuell leben auf den Inseln ca. 272 Familien, organisiert in kleineren Gruppen auf je einer Insel, die einen jährlich wechselnden Präsidenten als Oberhaupt haben. Langweilig wird den Bewohnern dort jedenfalls nicht, alle 15 – 20 Tage müssen die Schichten aus Schilf erneuert werden und auch der Unterbau der Schilfhäuser muss in regelmäßigen Abständen ausgewechselt werden. Fun fact: Wenn es Konflikte gibt, kann man einen Teil der Insel abtrennen und sich einer anderen Insel anschließen. Die meisten Inseln verfügen sogar über Solar Panels und besitzen Fernseher in ihren natürlichen Hütten. Ihren Lebensunterhalt verdienen die Uros, deren kulturelle Wurzeln noch weit vor den Inka liegen, heutzutage mit Fischen, Jagen und natürliche dem Tourismus.
Den anschließenden Nachmittag besichtigten wir das Museum Carlos Dreyer mit seinen archäologischen Objekten, Gemälden, Mumien und anderen Kunstgegenständen.
Dienstagnachmittag fuhr unser Bus nach Arequipa ab. Davor wurden wir noch von Clay, einem Peruaner, den wir in unserem Hostel kennen lernten zu unserem ersten peruanischen Essen eingeladen. „Das erste 'Pollo a la Brasa' muss umsonst sein“, erklärte er uns augenzwinkernd. Wir freuten uns schon auf gebratenes Hühnchen mit Pommes, was wir jedoch nicht wussten, dass es zur Vorspeise eine grüne Suppe, bestehend aus Reis mit Koriander, Hühnerfüßen und Innereien gab. Ganz tapfer löffelte Betti ihre Suppe, während sie sich dachte, ob die Hühnerfüße wohl gewaschen sind. Als Erfrischung dazu tranken wir Inca Kola, eine peruanische Colamarke, die mit Coca-Cola nicht viel gemein hat – sie ist gelb und schmeckt nach Kaugummi. Gut gestärkt ging es mit einer Stunde Verspätung mit dem Bus los. Immer wieder ließ der Busfahrer dabei Menschen ein- und aussteigen. Währenddessen zeigte das Bordfernsehen dreieinhalb Teile Rambo auf Spanisch, was Sisi erfolgreich mit ihrem Kappi abschirmen konnte und Betti sich in seiner vollen Brutalität geben musste.
Spät abends sind wir in unserem Hostel für 3,50 Euro pro Person pro Nacht angekommen. Der erste Hinweis des Besitzers war, dass das Wasser heute in Teilen Arequipas abgestellt wurde. Das heißt weder duschen noch Hände waschen, geschweige denn die Klospülung betätigen. Nach zwei kalten Nächten und einer verbesserungswürdigen Küche, zogen wir für die nächsten drei Nächte in ein anderes Hostel. Bereits nach dem Ankommen stellten wir zu unserer Zufriedenheit fest, dass wir unsere Daunenjacke im Zimmer mal beiseitelegen konnten.
Die nächsten Tage hielten wir uns im Zentrum von Arequipa auf, flanierten über den Hauptplatz, staunten über das alte Kloster Santa Catalina und die Kathedrale von Arequipa und ließen uns das typische 'Queso Helado' (Eis) auf der Zunge zergehen. Und was auch hier auf keinen Fall fehlen durfte – eine weitere Kindermumie eines Opferrituals der Inkas.
Zum ersten Mal seit Langem hatten wir ein warmes Zimmer und verschliefen sogar unser erstes Erdbeben der Stärke 4,5. Was uns morgens dann wieder wach werden ließ, war die kalte Dusche des sich noch im Aufbau befindenden Hostels.
Nachdem wir uns weiter durch die regionale Küche durchprobiert haben, geht es heute Abend mit dem Nachtbus nach Cusco.

14.Mai '23

 

Sucre - La Paz - Copacabana

Wie man für 359 km 7 Stunden brauchen kann? Richtig, viele Kurven und alle paar Meter 'speed bumps'. Mit Pfefferminzöl im Buff, um den Geruch von ausgezogenen Schuhen etwas zu dämpfen, verbrachten wir die Nacht im Schlafbus nach Sucre. Ohne viel Schlaf erreichten wir früh am Morgen die Stadt und anstatt uns hinzulegen, gab es erst mal eine Dusche. Die Sonne war inzwischen aufgegangen und endlich konnten wir mal wieder wärmere Temperaturen genießen.
Nur im T-Shirt erkundeten wir die wunderschöne Altstadt mit ihren weißen Kolonialbauten, die mit ihrem Schachbrettmuster sogar zum Unesco Weltkulturerbe gehört und als eine der schönsten Städte Südamerikas gilt. Der Ort ist auch für seine Schokoladenspezialitäten bekannt, deren Verkostung wir uns natürlich nicht entgehen ließen. Ein täglicher Besuch in einem der beiden besten Schokoladenläden 'Para Ti' und 'Taboada' mit Quinoaschokolade und Pralinen durfte natürlich nicht fehlen.
Nachdem wir den ersten Tag nach einem Glutenzwischenfall frühzeitig abbrechen mussten, erklommen wir am Freitag den Aussichtspunkt, ließen uns heiße Schoki mit Marshmallows und Tee in der Sonne schmecken und besuchten eines der besten Museen der Stadt, das Textilmuseum, in dem uns die Webkunst der ortsansässigen Indigenen nähergebracht wurde.
Den Spuren der Dinosaurier folgend fuhren wir am nächsten Tag mit dem zweistöckigen Dinobus zu einem Kalkabbaugebiet, wo man die am besten erhaltenen Dinosaurierfußspuren der Welt bewundern kann.
Mit ein paar weiteren Pralinen endete unser Aufenthalt dort wieder.
Mit dem Flugzeug ging es Sonntag schließlich nach La Paz. Der Flug war sehr turbulent, dafür hatten wir einen wunderschönen Blick auf die schneebedeckten Anden und konnten auch schon auf die Stadt einen Blick von oben erhaschen.
Auf der Suche nach einem Supermarkt stolperten wir über einen Einheimischen, der ein bisschen Deutsch sprechen konnte und Lust hatte, uns ein bisschen herumzuführen. Gemeinsam besuchten wir den Plaza Murillo und bestiegen einen Aussichtspunkt, von dem aus wir einen eindrucksvollen Blick über die Stadt bekamen. La Paz befindet sich in einer Art Talkessel und ist von den Hochebenen der Anden umgeben, an deren Horizont der 6439 m hohe Berg Illimani thront.
Am 1. Mai wird hier nicht wie bei uns in Landshut um den Maibaum getanzt, sondern es ist eine Art Kundgebungstag, wie auch in anderen Orten, an dem verschiedene Gewerkschaftsaktivisten demonstrieren. Der Marsch startete am Zentralfriedhof und endete am Plaza San Francisco, der glücklicherweise genau unter unserem Hostel lag. So konnten wir den Lärm der ankommenden Arbeitergruppen gar nicht überhören und beobachteten in sicherer Entfernung das Spektakel. Mit den Lautsprechern neben unseren Ohren verfolgten wir die Reden, Gesänge und darüber hinaus die Nationalhymne der Bolivianer. Mit dröhnenden Köpfen verließen wir den Platz schließlich wieder. Mit der 'Mi Teleférico' fuhren wir einmal ringsum über die ganze Stadt und bis zu 1000 Höhenmeter nach oben und unten. Die 'Teleférico' ist mit ihren 30 km Länge und ihren 10 Linien das derzeit weltweit größte Seilbahnnetz. Auf keine Weise kann man die Stadt so gut entdecken, wie bei dieser dreistündigen Fahrt. Sie führte uns über die weiter außen liegenden Villen der reicheren Bevölkerung, über den Friedhof mit seinen mehrstöckigen Urnengräbern bis hin zu den weiter oben gelegenen Armenvierteln.
Die Suche nach Supermärkten und glutenfreien Bäckereien ist unsere Art, jede Stadt kennen zu lernen, so bekommt man wenigsten viel zu sehen. Vorbei an den zahlreichen Straßenständen, betrieben von den indigenen Frauen in ihren weiten Röcken und langen Zöpfen, Schuhputzern und Tiendas, waren wir am Ende auch erfolgreich. Auch den berühmten Hexenmarkt mit seinen Kräutern, Räucherstäbchen, Teemischungen, toten Lamas und anderen seltsamen Dingen konnten wir nicht missen.
Am Mittwoch fuhren wir mit einer geführten Tour nach Tiwanaku, einer präkolumbischen Ruinenstätte in der Nähe von La Paz, das als Zentrum der Tiwanaku-Kultur gilt. Das beeindruckendste dieser Kultur ist die feine Bearbeitung des Steins in Architektur und Skulptur, deren Technik bis heute nicht bekannt ist und deren Theorien bis zu 'von Alien gemacht' reichen.
Nach einem letzten Abendessen – Pique Macho, ein bolivianisches Gericht bestehend aus Fleisch, Würstl, Zwiebeln, Paprika, Tomate, Käse, Ei und Soße – ließen wir La Paz am nächsten Morgen schon wieder hinter uns. Der Bus, dessen Fahrt etwas angenehmer war als unsere letzte Nachtbuserfahrung, brachte und nach Copacabana, einer Stadt am Ufer des Titicacasees auf 3.800 m Höhe. Und nein, es ist nicht der Strand im warmen Rio de Janeiro. Der Titicacasee ist der größte Süßwassersee Südamerikas und der höchste schiffbare See der Welt, gleichzeitig stand er aber leider nicht nur einmal auf der Liste der bedrohten Seen weltweit.
Von hier aus hatten wir nur ein Ausflugsziel – die Isla del Sol. Nach einem hastigen Frühstück beeilten wir uns ein Ticket für das Boot um halb 9 zu bekommen. Die Abfahrtszeiten der Boote herauszufinden ist manchmal gar nicht so leicht und man muss tatsächlich ein bisschen aufpassen, um nicht über Ohr gehauen zu werden.
Die ganze Nacht hatte es schon geregnet und gewittert, aber wir waren mutig und bei mäßigem Wellengang erreichten wir nach eineinhalb Stunden die Insel der Sonne – im strömenden Regen und Hagel. Gegen Mittag klarte es etwas auf und gut ausgerüstet mit Regenhose und Regenjacke machten wir uns auf den Weg einen Sonnentempel der Inkas zu besichtigen.
Zurück in Copacabana gab es abends ein für den Titicacasee typisches Gericht: Trucha – frisch gefangene Forelle.
Nachdem wir hier 3 Tage lang auch in unserem Zimmer gefroren haben, geht es ab heute hoffentlich ohne Probleme über die Grenze nach Peru, wo das Wetter vielleicht langsam wärmer wird.

07.Mai '23


Salar de Uyuni Tour

Wie ihr wisst achten wir normalerweise darauf, dass unsere Beiträge schön kurzweilig sind, unser Trip nach Uyuni wird aber schwer in wenig Worte zu fassen sein, also macht euch darauf gefasst, mal ein paar mehr Wörter lesen und Fotos anschauen zu dürfen.
Samstag um 6 Uhr ging es los, mit dem Bus wurden wir abgeholt und mit 6 weiteren Touristen (alle Brasilianer) wurden wir zur bolivianischen Grenze gebracht. Nach dem überstandenen Grenzübertritt hatten wir uns erst mal ein ordentliches Frühstück verdient, bevor wir in zwei kleinere Gruppen aufgeteilt wurden. Wir teilten unseren Jeep mit zwei der brasilianischen Jungs.
Unser Busfahrer Chiquito fuhr uns schnell und sicher über die unbefestigten holprigen Straßen von einem Highlight zum nächsten, beginnend mit der 'Laguna Blanca' und 'Laguna Verde' (weiße und grüne Lagune) über die 'Rocas de Salvador Dalí', surrealistische Felsformationen von denen gemunkelt wird, Dalí höchstpersönlich habe sie dort bearbeitet. Vor jedem Halt rief er den Namen des Ortes und mehrfach 'Fotito, Fotito' und wir posierten brav als 'sexy Flamingo' oder 'sexy Llama'. Im Anschluss ließen wir es und im ca. 38 Grad heißen Thermalwasser der 'Termas de Polques' gut gehen.
An höchster Stelle, bei ca. 5000 hm, passierten wir die heißen, rauchenden und blubbernden Geysire 'Sol de Manaña' und fuhren durch die staubige, karge Landschaft mit schneebedeckten Bergen am Horizont weiter zur 'Laguna Colorada' (bunte Lagune). Zu Fuß marschierten wir mit unseren Automitinsassen an der Lagune entlang, die sich unendlich weit in seinen rosafarbenen Tönen bis zum Horizont erstreckte. Die Farbe kommt von Algen und Plankton und wird durchbrochen von weißen Ebenen reich an weiteren Mineralien wie Sodium, Magnesium, Gips und Borax. Die vorgelagerten grünen Moosflächen und die bräunlichen Hügel im Hintergrund rundeten dieses Farbspektakel perfekt ab. Und nicht zu vergessen die Flamingos. Soweit das Auge reichte, staksten die Vögel durch das Wasser und pickten nach ihrer Nahrung.
Zum Abschluss des Tages fuhren wir zwei Stunden durch mit Grasbüscheln bewachsene Ebenen, weitere Lagunen, weiße Ebenen des Minerals Borax bis hin zu immer grüner werdenden Flächen mit mäanderartig verlaufenden Bächen im Gras.
Es war bereits dunkel, als wir unsere erste Unterkunft dieses Trips erreichten. Nach Tee, Keksen und mehr oder weniger heißen Duschen gab es Abendessen. Serviert wurde eine Platte mit Pommes, Fleisch, Würstl und Gemüse. Ketchup und Majo gab es grundsätzlich zu jeder Mahlzeit. Nach anfänglichen Sorgen, ob das Essen auch für uns alle reicht, blieb leider doch noch die Hälfte übrig… die Brasilianer ernährten sich eher mit diätgroßen Portionen, da die Höhe ihnen etwas auf den Magen schlug. In unserem Vierbettzimmer hatten wir diesen Abend viel zu lachen. Zu erwähnen wäre hier noch, dass man von Bädern manchmal nur träumen kann.  Waschbecken auf dem Gang müssen reichen, aber immerhin konnte man die Klokabinen zusperren.
Nach einem ausgiebigen Frühstück brachen wir Sonntagmorgen weiter Richtung Norden auf. Vorbei an zahlreichen Steinformationen, dem 'Copa del Mundo' (Weltcupfels), einem Felsen mit der Form eines Kamels, Gesteine, die so alt wie die Dinosaurier sind und Wegabschnitten der Inka und bunten Feldern von Quinoa, durchquerten wir die Weiten Boliviens. Das Highlight des Tages war die 'Laguna Negra' (schwarze Lagune), in deren Nähe sich unzählige Herden von Lamas tummelten. Friedlich grasend beobachteten wir die flauschigen Tiere und versuchten ein paar Fotos zu bekommen. Auch die putzigen kleinen Vizcachas (eine Art Chinchillas) konnte man bei genauerem Hinsehen auf den Felsvorsprüngen entdecken.
Das Mittagessen war mal wieder reichlich und kokablätterkauend fuhren wir schließlich in Richtung Unterkunft mit einem kleinen Zwischenstopp in einem Dorf im Nirgendwo.
Unsere Behausung des zweiten Abends war ein Salzhostel – die Wände und Betten waren aus Salz gefertigt. Diesmal hatten wir den Luxus eines Zweibettzimmers mit eigenem Bad.
Nach dem Essen ging es zeitig ins Bett, da wir eine kurze Nacht vor uns hatten, um den Sonnenaufgang in der Salar de Uyuni zu sehen. Mit 3 Wolldecken, unserer Skiunterwäsche und dem allzeit getragenen Pullover haben wir auch gar nicht mehr so fest gefroren.
Halb 6 Uhr morgens starteten wir und nach wenigen Minuten fuhren wir schon auf die Weiten der Salzfläche. Während rechts von uns das orangene Leuchten der Sonne schon hinter den fern gelegenen Bergen hervorschien, transportierte Chiquito uns straight durch die Wüste. Kilometerweit umgeben von Salz blieben wir schließlich stehen und warteten in der eisigen Kälte, bis die Sonne sich hinter dem Berg hervortraute. Als sie es schließlich geschafft hatte, tauchte sie die umliegenden Berge in ein feines rosafarbenes Licht und ließ den Himmel in leichten Violetttönen strahlen. Noch nie zuvor haben wir so etwas gesehen.
Weiter ging es im warmen Auto zu einer kleinen Oase, der 'Isla Incahuasi'. Am unteren Teil der Insel befinden sich kleine Häuser der Inka und wir folgten dem Rundweg zu einem Aussichtspunkt, vorbei an zahlreichen riesigen Kakteen. Danach gab es Frühstück und wir durften entlang der Oase die Salzebene ablaufen. Nach einer Weile sammelte uns Chiquito wieder ein und wir fuhren weiter durch die Endlosigkeit der Wüste. Ein Fotostopp durfte hier natürlich auch nicht fehlen und unser Profifotograf aka Fahrer packte etliche Gegenstände für lustige Fotos aus, die wir euch hier gar nicht alle zeigen können.
Unseren nächsten Halt machten wir bei dem 'Monumento al Dakar' und dem 'Plaza de las Banderas Uyuni' (Flaggen der ganzen Welt). Die deutsche Flagge haben wir dort nicht gespottet, dafür aber flatterte die Bayerische im Wind vor sich hin.
In einem kleinen Dorf 'Colchani' erklärte unser Fahrer uns die Salzherstellung und wir kauften unser allererstes Souvenir dieser Reise, zwei kleine Lama Anhänger. Mit einer großen Tüte riesigem Popcorn verließen wir die Wüste und fuhren in die Stadt Uyuni, wo wir noch den 'Cementerio de Trens' (Friedhof der Züge) besuchten.
Nach einem letzten gemeinsamen Mittagessen war die Reise für uns leider schon vorbei. Unsere brasilianischen Freunde fuhren, diesmal alle zusammen in einem Auto, zurück nach San Pedro. Wir verabschiedeten uns von allen und machten uns auf dem Weg zu unserem Hostel.
Die folgenden zwei Tage verbrachten wir mit Orga und Blogschreiben. Heute Abend fahren wir mit dem Nachtbus nach Sucre – mal schauen, wann und wie wir dort ankommen.

26.April '23

Funfact über Argentinien und Chile

Einen Punkt, den wir an dieser Stelle noch gerne mit euch teilen möchten, ist die Toilettensituation hier. Regelmäßig passiert es uns, dass man die öffentlichen Toiletten in Tankstellen, Cafes, Restaurants… nicht zusperren kann. In manchen Fällen lassen sich die Türen nicht mal schließen, sondern im besten Fall gerade mal anlehnen. Privatsphäre wird hier wohl anders definiert. Von Handabtrocknungstüchern haben wir uns schon lange verabschiedet, eine Rolle Klopapier (meist einlagig und elastisch wie Krepppapier) haben wir selbst immer dabei und über Seife können wir uns auch nur manchmal freuen. Das Desinfektionsmittel ist ein ständiger Begleiter in unserem Rucksack geworden, aber - man gewöhnt sich an alles.

21.April '23

San Pedro de Atacama

Für die nächste Woche hatten wir uns für 5 Nächte in San Pedro de Atacama ein Hostel gebucht.
Um 1 Uhr morgens verließen wir Argentinien mit dem Bus. Die Grenze befand sich natürlich wieder an der höchsten Stelle der Anden, diesmal bei ca. 4.000 hm. Fast 4 Stunden warteten wir, bis der einzige Mitarbeiter unsere Pässe kontrollierte, während unsere Rucksäcke vor dem Gebäude unbeaufsichtigt in der Sonne lagen. Unser koreanischer Freund Lee musste es sich derweilen auf dem Boden bequem machen. Die Höhe machte ihm sehr zu schaffen, sodass ihm sogar Sauerstoff angeboten wurde. Ein Glück, dass wir immer Essen für gefühlt mehrere Tage dabeihaben. Unsere Sandwiches und Snacks versorgten uns und den unvorbereiteten Lee gut bis nachmittags, als wir mit einiger Verspätung nach 14 (nicht 10) Stunden in San Pedro ankamen.
Und endlich – als wir den Bus verließen brannte uns sofort die Sonne auf den Kopf und wir konnten uns aus unseren Daunenjacken und Pullovern schälen und die warme Sonne auf den Armen genießen. Mit Lee an der Spitze liefen wir die 5 Minuten zu unserem Hostel und waren froh, erst mal angekommen zu sein.
Abends wurden wir von ihm zum Essen eingeladen – als Dank, dass wir ihn an der Grenze mit Keksen und Co versorgt hatten. Das Abendessen wurde zu einem lustigen Beisammensein.
Die meiste Zeit in San Pedro verbrachten wir gemütlich im Hostel oder flanierten durch die Fußgängerzone auf der Suche nach Eis, der perfekten Agentur für unsere Uyuni Tour und der günstigsten Wechselstube. Wir genossen die Sonne und die Ruhe hier und ließen uns einfach mal treiben, um unsere Erfahrungen der letzten Wochen zu verarbeiten.
Mittwoch machten wir eine geführte Tour in das Valle de la Luna (Tal des Mondes). Durch die vegetationslose Oberfläche erinnert die Landschaft an die Oberfläche des Mondes, woher sich auch der Name ableiten lässt. An vielen Stellen ist der Boden mit Salz und Gips überzogen.
Mit dem Bus erkundeten wir das Tal, wanderten eine Sanddüne hinauf und wurden mit Snacks und Pisco Sour, einem traditionellen alkoholischen Getränk in Chile und Peru bestehend aus Pisco (Traubenschnaps), Limetten- oder Zitronensaft und Zuckersirup, versorgt. Gut gestärkt schauten wir uns im Anschluss den Sonnenuntergang an und beobachteten, wie die Sonne das Tal in orangenes Licht färbte und die Berge am Horizont leuchten ließ.
Viel Entspannung ließ dieser Abend jedoch nicht zu, nach dem Abendessen ging es direkt weiter zur nächsten Tour, einer geführten Sternbeobachtung – absolut lohnend. Noch nie haben wir die Milchstraße, die sich über den ganzen Himmel bis zum Horizont erstreckte, so hell strahlen sehen. Mit dem Laser wurden uns die verschiedenen Sternbilder gezeigt und durch das Teleskop konnten wir weit entfernt gelegene Galaxien, Haufen tausender kleiner Sterne, bewundern. Und genug Zeit für Fotografieren war natürlich auch. Hauptgrund für den Kamerakauf und einer der obersten Plätze auf Bettis Bucket List war es, den Sternenhimmel in der Atacamawüste zu fotografieren. Ohne große Vorkenntnisse hat das relativ gut funktioniert.
Im Anschluss gab es noch heiße Schoki im Haus des Chefs, Alain Maury, einem französischen Astronomen und Asteroidenentdecker. Mit seiner Frau betreibt er diese Sternwarte mitten in der Wüste und bietet Kurse für Neugierige an. Diese kann man nur über das Internet finden und nicht am Straßenrand wie von anderen Anbietern.
Richtig guten Pisco Sour (nicht vorgemixt aus der Flasche) gab’s Donnerstagabend – definitiv nichts für schwache Lebern. Unseren letzten Tag in Chile verbrachten wir schließlich damit, uns auszuruhen, auf die Höhe in Uyuni vorzubereiten und deckten uns mal wieder mit Snacks für eine ganze Fußballmannschaft, Wasser und Klopapier ein.

21.April '23

 

Mendoza - Salta

Mit dem Bus ging es Montag in der Früh nach Argentinien. Die Busfahrt führte über die Anden mit der Grenzkontrolle am höchsten Punkt des Passes auf 3.200 m Höhe. Von da an ging es in Serpentinen wieder bergab in die Weinbauregion Mendoza.
Wie es sich bei uns so eingependelt hat, machten wir am ersten Tag in Mendoza die Stadt unsicher. Kreuz und quer liefen wir durch die Straßen, bis wir wieder eine SIM-Karte hatten.
Der Aussichtspunkt ist auch in jeder Stadt ein Muss für uns, nur die Aussicht war diesmal leider an den meisten Stellen durch die Vegetation verdeckt. Zu erreichen war er durch eine riesige Parkanlage Parque General San Martín) mit von Palmen gesäumten Alleen, riesigen Grünflächen, plätschernden Springbrunnen, einem Rosengarten und einem naturhistorischen Museum.
Mendoza, ein weltweit bekanntes Weinbaugebiet, ist vor allem für seinen Rotwein, zum Beispiel Malbec, bekannt. Deshalb hatten wir uns am nächsten Tag spontan für einen Touriausflug angemeldet, um uns die Weinherstellung erklären zu lassen – und natürlich auch zu verkosten. Der süße Rotwein schmeckte uns am besten. Auf die Frage, welche Früchte man in diesem Wein riechen kann, war Bettis qualifizierte Antwort 'Trauben'.
Nicht nur den Wein haben wir an diesem Tag besser kennen gelernt, wir besuchten ebenfalls eine Olivenölproduktionsstätte und durften uns durch die verschiedenen Sorten probieren.
Das war’s auch schon wieder mit unserem kurzen Aufenthalt in Mendoza. Die folgende Nacht endete schon um 4 Uhr morgens, als wir uns ein Uber in Richtung Flughafen buchten, um unsere Maschine nach Salta zu erreichen.
Unser Airbnb in Salta befand sich direkt im Zentrum, ein wunderschönes Haus aus der Kolonialzeit mit einer eigenwilligen Architektur.
Ein Highlight in dieser Stadt ist das archäologische Museum MAAM (Museo de Arqueología de Alta Montaña). Ein guter Zeitpunkt, was für unsere Bildung zu tun. Das Museum beherbergt die Mumien der Llullaillaco-Kinder: 3 Kinder, die bei einem Ritual der Inka genannt 'Capacocha' geopfert wurden. Im Museum war derzeit eins der 3 Kinder ausgestellt, ein siebenjähriger Junge. Ganz schön gruselig, aber auch ziemlich cool. Die Mumien gehören zu den besten natürlich erhaltenen Mumien der Welt und wurden 1999 auf dem Vulkan Llullaillaco auf einer Höhe von 6.739 m ausgegraben.
Da nach so viel neuem Wissen unsere Mägen grummelten und die Benutzung der Küche unserer Unterkunft sich als schwierig herausstellte, gab es zum Mittagessen ein richtig gutes argentinisches Steak mit Pommes und Spiegelei. Und dazu einen halben Liter Rotwein. Anscheinend werden die Literangaben hier anders gemessen, die 1 L Karaffe war eher dreiviertel als halb voll. Nach so viel Wein und Essen verlief der restliche Tag eher gemütlich.
Unser letzter Touriausflug hatte uns ganz gut gefallen, vor allem das 'nichts planen' müssen, sodass wir uns die Ausflugsziele um Salta auch mit einer geführten Tour anschauten.
Samstagmorgen ging es zuerst zum Cerro de los Siete Colores, einem bunten Berg am Rande des kleinen Örtchens Purmamarca, dessen 7 bunte Farben durch die verschiedenen Mineralien in den Steinen entstanden sind. Weiter ging es zu den 'Salinas Grandes', einer 212 km² großen Salzebene mit kleinen Pools zum Salzabbau, welche sich auf 3.450 m Höhe befindet. In der prallen, durch die weiße Ebene reflektierenden Sonne hatten wir genügend Zeit für viele Fotos. Sonnenbrille und Sonnencreme waren allerdings ein Muss.
Der höchste Punkt der Strecke lag auf 4.170 m Höhe. Ganz schön hoch und wir können nicht abstreiten, dass wir die Höhe ein bisschen gemerkt haben. Auf der Fahrt zurück hielten wir erneut in Purmamarca, wo wir in einem traditionellen Restaurant Empanadas und Humitas aßen und mit unserem neu gewonnen nordkoreanischen Freund anschließend durch die kleinen Straßen mit ihren bunten Verkaufsständen bummelten.
Müde, aber glücklich kamen wir nach diesem langen Tag zurück.
An unserem letzten Tag schlenderten wir nochmal gemütlich durch die Straßen von Salta, kauften uns leckere Gebäckstückchen mit Dulce de Leche, auch glutenfreie, und bewältigten den Aussichtspunkt der Stadt, den Cerro san Bernado. 1070 Stufen mussten wir dafür zurücklegen.
Damit endete unser vermutlich letzter Aufenthalt in Argentinien für diese Reise.

17.April '23


Valparaíso

Bunte Farben, viel Graffiti, der Duft von Räucherstäbchen, der durch die Straßen weht, eine Stadt, deren Häuser sich vom Meer über die Hügel erstreckt – das ist unser erster Eindruck von Valparaíso.
Von hier unternahmen wir einen Tagesausflug nach Viña del Mar und den Dunas de Concón. Nur leider scheinen wir den Herbst in der Tasche zu haben, erst nachmittags konnte sich die Sonne hinter dem hartnäckigen Nebel hervorkämpfen, der bis dahin die Spitzen der Hochhäuser in einem dichten Hellgrau versteckte. Der Ort mit dem Badestrand und den sich dahinter sammelnden Hochhäusern, Restaurants und Bars war uns nur einen kurzen Besuch wert, bevor wir zu den Dünen aufbrachen. Viel zu früh warteten wir dort auf den Sonnenuntergang und schon nach 5 Minuten Sitzen waren wir zu Sandfrauen geworden. Schön war es aber trotzdem.
Obwohl wir die Dünen früher als die meisten verließen war der Bus zurück in die Stadt mehr als voll. 50 Minuten lang ging es in einem rasanten Tempo und im Stehen durch die überfüllten Straßen, über Abkürzungen bei denen der gesamte Bus aufsetzte und dem dauernden Wechsel von Ein- und Aussteigenden. Einen Haltestellenknopf gab es nicht, der Ausruf 'la puerta' reichte aus, sodass wir uns rechtzeitig zum Busfahrer begaben, um ihm in unserem schlechten Spanisch mitzuteilen, dass wir jetzt demnächst aussteigen wollen.
Weil Valparaíso für seine Street Art bekannt ist, nahmen wir am Samstagmorgen an einer Graffiti Tour teil und ließen uns die verschiedenen Stile und Künstler erklären. Nachmitttags machten wir auf eigene Faust unser Viertel unsicher und schlenderten durch die bunten Gassen und kleinen Lädchen. Ein Nachteil des Backpackerlebens:  Souvenirs haben keinen Platz im Rucksack.
In einem der zahlreichen Cafés gab es für uns zum Abendessen 'Onze', übersetzt 'elf'. Was in vielen Ländern ein Vormittagssnack ist, ersetzt in Chile oftmals das Abendessen und bestand in unserem Fall aus Kuchen und Tee.
Den Ostersonntag in Valparaíso starteten wir ganz entspannt mit Frühstück und diversen Telefonaten nach Hause. Um ein bisschen von dem Osterfeeling von zu Hause hier zu haben gab es danach ein riesiges Schokoosterei. Unseren vorerst letzten Abend in Chile ließen wir gemütlich mit Wein und Snacks und den Hostelmitbewohnern ausklingen.

10.April '23

 

Santiago de Chile

Endlich – nachdem wir vier Wochen das Gleiche getragen haben können wir zu neuen Outfits wechseln. Bei durchschnittlich 20-30 Grad hat es für die Shorts nicht immer gereicht, aber zumindest für ein T-Shirt. Den ersten Abschnitt unserer Reise haben wir mit Patagonien hinter uns gelassen und uns in die lebendige, kontrastreiche Hauptstadt Chiles gewagt. Nachdem wir sonntags dort landeten, sind wir gleich ganz mutig mit dem Bus und der Metro ins Hostel gefahren.
Um die Stadt und ihre Geschichte besser kennen zu lernen haben wir den Montag mit einer Free Walking Tour gestartet, die sich auf jeden Fall gelohnt hat. Auf der Suche nach einer SIM-Karte waren wir endlich erfolgreich – 70 GB für umgerechnet 9 Euro, die sozialen Medien dabei unbegrenzt. Der Abend verlief anders als geplant. Unser Hostel veranstaltete eine Terremoto Cocktail Nacht. Mit der Warnung „es sei ein spezieller Cocktail und je nachdem wie er uns schmeckt, können wir mehr oder weniger davon trinken“ schauten wir uns die Veranstaltung mal an. In Begleitung eines Franzosen, der schon um die halbe Welt gereist war, saßen wir im Innenhof der Unterkunft, als uns der Drink serviert wurden: Weißwein, Grenadine, Fernet, Pisco und Ananaseis. Hmm – weird. Betti‘s Gesichtsausdruck sprach Bände. Ob es uns schmeckte? Gut genug um 4 davon zu trinken, allen voran immer der Franzose. Trotz der kurzen Nacht wollten wir Santiago von weiter oben sehen und marschierten auf den Cerro San Cristóbal mit einer Statue der Jungfrau Maria auf dem Gipfel. Belohnt wurden wir mit kalten Getränken: Mote con Huesillo (Pfirsichsaft, Weizengraupen und Pfirsich) und für Betti diesmal nur Cola.
Um über unser Viertel hinaus mehr von Santiago zu sehen, nahmen wir die Buslinie 406 um einmal quer durch die Stadt zu fahren. Ca. 1 Stunde später, nachdem wir endlich die richtige Haltestelle gefunden hatten, lachte uns der Busfahrer herzlich ins Gesicht, als wir ein Ticket bei ihm kaufen wollten. Aha, die Metrokarte ist wohl die einzige Möglichkeit die Busfahrt zu bezahlen. Bargeld und Karte helfen hierbei auch nicht und somit profitierten wir von einer Gratisfahrt.
Aufgrund der guten Lage unseres Hostels wagten wir es sogar abends auf einen Wein in die nächste Straße. In einer kleinen Bar an der Ecke konnten wir einwandfrei die Straßenverkäufer, Musiker, Tänzer, Einheimischen aller Art und Touristen beobachten.
Im Vorhinein wurden wir schon vor der hohen Kriminalität und den zahlreichen Taschendieben gewarnt, die dir im Vorbeilaufen, mit dem Fahrrad oder dem Roller das Handy aus der Hand klauen. Wir hatten unsere Sachen aber immer fest im Blick/Griff und ohne Verluste und mit einem positiven Eindruck, verließen wir die Metropole Santiago mit dem Bus in Richtung Küste.

06.April '23

 

Autofahren in Patagonien

Die 25 Tage mit dem Mietwagen waren zwar entspannt mit anreisen/abreisen, haben uns aber dennoch die ein oder anderen Nerven gekostet.
Anfangs noch zögerlich, wie schnell wir fahren dürfen, starteten wir vom Flughafen eher gemütlich. Im Laufe der Wochen veränderte sich dann unser Gefühl bezüglich Überholverbote und Geschwindigkeitsbegrenzungen. Beides wurde nach gemeinsamer Absprache geschickt ignoriert und damit an den Fahrstil der Einheimischen angepasst. Nur bei den immer wieder auftretenden Polizeikontrollen und Grenzen blieben wir weiterhin vorsichtig.
Die Straßen führen oft kilometerlang schnurgeradeaus durch unbewohnte Gebiete und Natur. Beim stundenlangen Fahren haben wir neben vereinzelten Autos oft nur Tiere gesehen, aber davon dafür viele: Guanakos, Nandus, Schafe, Kühe, Pferde, Füchse und Vögel. Ohne Vorwarnung - oder vielleicht weil wir die Schilder nicht lesen können - verändert sich die Teerstraße manchmal abrupt in eine Schotterpiste. Würden wir uns hier mit unserer deutschen vorsichtigen Fahrweise vorwärts bewegen hätte so manche Reise doppelt so lange gebraucht. Schnell haben wir gelernt, dass manch ein Schlagloch lieber mit höherer Geschwindigkeit überfahren wird. 100 km können dabei trotzdem mal eben 3 Stunden dauern, bewahrten uns aber auch schon vorm Liegenbleiben, wenn die einzige Tankstelle auf dem Weg geschlossen hat.
Wenn wir dann doch mal in etwas größeren Ortschaften unterwegs waren, sind wir nicht nur einmal aus Versehen falsch rum in die Einbahnstraße gefahren. Dies wurde meist mit einem Hupen und irritierten Blicken kommentiert und wir versuchten so schnell wie möglich umzudrehen, als wäre nichts geschehen. Kein Wunder, die Schilder waren auch winzig klein und unser Navi erkannte sie auch nicht und lotste uns regelmäßig rein.
Und wenn man mal gar nicht weiter weiß, der Warnblinker hilft immer. Ob für in dritter Reihe parken, plötzliches anhalten, abbiegen (egal in welche Richtung), rückwärtsfahren, langsam fahren, ist er immer für eine Überraschung gut.
So anstrengend das Autofahren in Patagonien manchmal war, wir würden die Flexibilität mit unserem Mietwagen nicht missen wollen.

31.März '23

 

El Calafate - El Chaltén

In El Calafate hatten wir ein kleines Loft für 4 Nächte. Der Ort ist relativ klein mit einer touristisch ausgebauten Hauptstraße, vielen Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Unsere Hauptattraktion von hier aus war der Perito Moreno Gletscher im Nationalpark Los Glaciares. Spontan buchten wir eine kleine Bootstour, die uns so nah wie möglich an den Gletscher brachte. Ein einzigartiges Erlebnis um die bis zu 70m hohen Eiswände zu betrachten. Um den Gletscher in seiner vollen Größe wahrnehmen zu können wanderten wir im Anschluss die verschiedenen Aussichtspunkte entlang des Gletschers ab. Die Bedingung dabei war: Wir gehen erst wieder nach Hause, wenn wir das Eis mindestens einmal kalben gesehen haben. Das kann jederzeit und sehr schnell passieren. Und wir hatten Glück. Nicht nur einmal konnten wir dieses Spektakel beobachten. Nur für Videos waren wir meistens zu langsam, denn das angekündigte laute Krachen hörte man erst, wenn das Eis schon auf das Wasser aufschlug.
Da in Patagonien Airbnbs zu zweit meist billiger sind als Hostels kamen wir in El Chaltén zum ersten Mal in den Genuss eines Hostels. Bei der Zimmerbelegung hatten wir Glück und mussten es nur mit einem deutschen Pärchen teilen, das genauso rücksichtsvoll war wie wir. Unser erster richtiger Kontakt zu Gleichgesinnten. Wir aßen zusammen zu Abend, haben Phase 10 gespielt und Geschichten/Erfahrungen über diverse Länder geteilt.
El Chaltén gilt als das 'Wandermekka' von wo aus man einige berühmte Berge wie den Fitz Roy und den Cerro Torre besteigen kann – oder zumindest in deren Nähe wandern kann. Eine beliebte Aktivität hier ist die Wanderung zum Berg Fitz Roy um ihn bei Sonnenaufgang wunderschön in rosa-rot-orange angestrahlt zu sehen. Also standen wir sonntags um halb 4 Uhr morgens auf und machten uns an den 4-stündigen Aufstieg. Die ersten 9 Kilometer liefen unter einem wunderschönen Sternenhimmel nur so dahin, erst beim letzten Kilometer kam der Höhepunkt - 400 Höhenmeter ab hier. Und was uns oben erwartete war unglaublich. Kaum konnten wir die Spitze erreichen, weil der Wind mal wieder in einem Affenzahn über die Bergkuppe pfiff. Mit Müh und Not und kurzen Sitzpausen, in denen wir uns an den Steinen festhalten mussten, erreichten wir die Lagune am Aussichtspunkt. Wir kauerten uns wie alle anderen Wanderer hinter etwas größere Steine um dem Wind zu entkommen und warteten, bis die Sonne hinter den Bergen auftauchte … aber das Leuchten blieb uns verwehrt. Der Fitz Roy blieb im Nebel und die Sonne versteckte sich fast sofort wieder hinter einer riesigen Wolke. Beim Abstieg konnten wir zumindest die schöne Umgebung genießen und feststellen, dass die Aussicht auf den Gipfel eigentlich die ganze Zeit direkt vor unserer Nase lag.
Nach der Wanderung gönnten wir uns ein Abendessen in der Cervezería, die mit ihrem glutenfreien Essen warb. Glutenfreies Bier gab es aber leider nicht. Das Wetter hatte es an diesem Tag noch gut mit uns gemeint, am nächsten Tag regnete und stürmte es aber so sehr, dass sich fast keiner der Hostelbesucher aus dem Haus wagte. Erst gegen Nachmittag machten wir in einer kleinen Gruppe eine kurze Wanderung zu einem Wasserfall. Für unseren letzten Tag im Wanderort war zwar Schnee angesagt, die Dame an der Rezeption versicherte uns aber, dass der Tag niederschlagsfrei werden sollte. Diesmal brachen wir nicht ganz so früh am Morgen auf, um den Cerro Torre zu bewundern. Anfangs noch voller Hoffnung (Sisi zumindest) wanderten wir die neun Kilometer zum Aussichtspunkt. Der Nebel wurde immer dichter, es fing an zu schneien bis sich eine zentimeterhohe Schneeschicht auf Bäume, Sträucher und Gräser legte und die Aussicht blieb versteckt. Mal wieder Pech gehabt. Den Cerro konnten wir nicht mal ansatzweise sehen. Zur Belohnung gab es glutenfreie Pancakes mit Dulce de Leche und Brownies. Damit endete unser Aufenthalt in El Chaltén und wir machten uns langsam wieder Richtung Süden, in die Nähe des Flughafens, auf.

29.März '23

 

Río Gallegos - Puerto Natales

In Río Gallegos verbrachten wir ein paar entspanntere Tage. Nachdem wir am ersten Tag die Stadt besichtigten, fuhren wir am zweiten Tag wieder zu Pinguinen - den Magellan-Pinguinen. 3 Stunden Schotterpiste und unzählige Schlaglöcher später erreichten wir den menschenleeren Parkplatz, wo wir schon die kleinen, bis zu 60 cm großen Pinguine zwischen den Büschen sitzen sahen. Wir folgten dem Rundweg bis zum Meer hinunter, wo die Pinguine nach ihrer Jagd aus den Wellen kamen und über den Strand zu ihren Familien zurückkehrten. Zu unserer Überraschung hatte das nahegelegene Café am Leuchtturm geöffnet und bei einer großartigen Aussicht konnten wir uns Tee und Kuchen gönnen.
Am Freitag ging es wieder über die Grenze nach Chile. Mittlerweile wissen wir auch, wie man Lebensmittel richtig deklariert, um sie legal mitnehmen zu dürfen. Die darauffolgenden Tage verbrachten wir in Puerto Natales bei Miguel und seiner Frau Angela, einem sehr lieben Ehepaar mit vielen Haustieren.
2 Stunden Unterhaltung mit Händen und Füßen, auf Spanisch/Französisch/Englisch und 2 Schnäpse später hatten wir eine von Miguel selbst gezeichnete Karte über den Nationalpark Torres del Paine, den wir von hier aus besichtigen wollten, und obendrauf eine Essenseinladung für Sonntag Abend.
Am Morgen fuhren wir mit unserer Nachbarin Laurence, einer Französin im Alter unserer Eltern, in den Nationalpark. Der Park bietet Aussicht auf die hochaufragenden Berge, die berühmten 3 Torres (Granittürme), die Cuernos del Paine (hornförmige Gipfel) und den leider zurückweichenden Grey-Gletscher. Aufgrund des starken Windes und Regens unternahmen wir an diesem Tag nur eine kurze Wanderung in Richtung des Gletschers und erkundeteten den Rest mit dem Auto.
Da uns der Torres del Paine so gut gefiel, beschlossen wir Zwei, noch einen zusätzlichen Tag dort zu verbringen. Mit mehr Sonne und weniger Wolken konnten wir zwei Wanderungen machen und uns von der Landschaft begeistern lassen. Aber auch heute war der Wind nicht Ohne. Den Gipfel des Aussichtspunktes Condor konnten wir fast nicht erreichen, da sich zwischen zwei Hügel ein Engpass bildet, in dem eine Art Windkanal ensteht und wir uns aneinander festhalten mussten um nicht umherzufliegen. Mit einer atembraubenden Sicht wurden wir schließlich belohnt. Die Farben und Kontraste der türkisblauen Gewässer, weiß-bläulich glitzernden Gipfeln und der goldgelben Pampa bieten ein einzigartiges Spektakel. Die Gegend lädt zum stundenlangen Verweilen und Fotografieren ein.
Die mehr oder weinger glutenfreien Completos, die Angela für uns am Abend vorbereitet hatte, schmeckten uns richtig gut. Chilenische Completos sind hotdogähnlich, bestehend aus Brötchen, Würstl, Tomatensalsa, Guacamole und Mayonnaise. Dazu gab es lokales Bier.
Die Zeit bei Miguel und Angela verging wie im Flug und bald mussten wir schon weiter in die nächste Stadt, El Calafaté, aufbrechen.

21.März '23